Bulletproof Coffee – was macht die Butter im Kaffee?

Geschrieben von Marina Lommel
12 Minuten Lesezeit
24. Oktober 2017 zuletzt aktualisiert am 16. Februar 2024 von Annalena Gebhardt
Butter im Kaffee

Schon wieder so ein Trend, der aus den USA kommt, hast du dir vielleicht gedacht. Warum um alles in der Welt steht die Netzgemeinde auf Butter im Kaffee?

Inhaltsverzeichnis

    1. Was ist Bulletproof Coffee?

    Der Name Bulletproof Coffee wurde vom amerikanischen Blog-Autor Dave Asprey erfunden und als Marke eingetragen. Daher sprechen wir im Folgenden von einem Butter-Kaffee. Denn das ist der Bulletproof Coffee: Kaffee, aufgeschäumt mit Butter aus Weidemilch und MCT-Öl zu einem herrlich schaumigen Getränk. Das erinnert an feinen Milchkaffee und hat nichts mit Fettaugen im Kaffee zu tun.

    2. Wie macht man Bulletproof Coffee?

    Das Rezept für den Butter-Kaffee ist denkbar einfach. Im Zentrum steht richtig guter schwarzer Kaffee. Denn mit hochwertigen Kaffeebohnen steht und fällt ein feines Getränk. Am besten bereitest du den Kaffee aus frisch gemahlenen Bohnen in einer Pressstempelkanne zu.

    Du brauchst:

    • 200-400 ml frisch gebrühten schwarzen Kaffee
    • 1-2 EL Weidebutter (also Butter aus Weidemilch)
    • 1 EL MCT-Öl (ein spezielles Öl, das den Stoffwechsel anregt)

    Den heißen schwarzen Kaffee ganz einfach mit der Weidebutter und dem MCT-Öl mischen und 2 Minuten cremig aufschlagen.

    Neben den Zutaten ist das wichtigste Zubehör ein richtig guter Mixer. Denn erst, wenn der Butter-Kaffee richtig schön schaumig ist, erreicht er beste Cremigkeit und ein tolles Mundgefühl.

    Diese Mixer haben wir bereits verwendet und sehr gute Erfahrungen gemacht:

    Ein Smoothie Maker, bei dem man das Gefäß umgedreht auf den Standfuß stellt (wie z.B. der NutriBullet*), funktioniert nicht. Denn das heiße Getränk darf nicht in einem luftdichten Behälter gemixt werden. Sonst versucht sich die heiße Luft mit Druck Platz zu machen und beim Öffnen spritzt der Kaffee leicht ins Gesicht und die ganze Küche.

    Du möchtest dich auch gesünder ernähren?

    3. Wie wirkt der Butter-Kaffee?

    Der Kaffee mit Weidebutter und MCT-Öl liefert morgens intensive Energie. Er lässt dich ohne Hunger in den Tag starten und gibt dir Energie bis zum Mittagessen. Der Kaffee wirkt am besten, wenn du deine Ernährung insgesamt auf eine eher kohlenhydratreduzierte Ernährung umstellst. Dann wird deine Fettverbrennung den ganzen Tag über trainiert.

    Wenn du dich nicht kohlenhydratarm ernährst, solltest du aber auf jeden Fall darauf achten, nichts Kohlenhydratreiches zusammen mit dem Kaffee zu verzehren. Denn nur dann kann der Körper die Energie aus Weidebutter und MCT-Öl komplett verwerten und du hast alle Vorteile des energiereichen Getränks.

    Der Kaffee begünstigt die Bildung von Ketonkörpern – du kommst leichter in die sogenannte Ketose – ein Stoffwechselzustand, bei dem die Fettverbrennung auf Hochtouren läuft, der Hunger weniger wird und du dich messerscharf konzentrieren kannst.

    Besonders bei Managern und anderen High-Performern ist dieser Kaffee sehr beliebt. Die Kombination aus Koffein und hochwertigen Fettsäuren liefert Energie für’s Gehirn, macht wach, putscht auf und verleiht Konzentrationsfähigkeit.

    Wer den Butter-Kaffee regelmäßig als Frühstücks-Ersatz einsetzt, der profitiert von der positiven Wirkung des „intermittierenden Fastens“. Anti-Aging, Fettverbrennung und natürlicher Zellputz – aber dazu gleich mehr.

    4. Warum gibt man Butter in den Kaffee?

    Die Butter im Kaffee sorgt für besondere Cremigkeit. Das ist aber nicht der einzige Grund. Koffein, Butter und MCT-Öl erreichen gemeinsam eine besondere biochemische Wirkung.

    Die Butter liefert langkettige Fettsäuren, die langsam aufgenommen werden. Sie führt zu einer langanhaltenden Sättigung und gleichmäßigen Energieversorgung.

    Neben langkettigen Fettsäuren enthält Butter die kurzkettige Fettsäure Butyrat. Diese wirkt entzündungshemmend und schützt vor oxidativem Stress. Vor allem unterstützt sie die Darmgesundheit, denn unsere Darmzellen können sich wunderbar von Butyrat ernähren.

    Achte bei der Butter unbedingt auf die Qualität. Greife stets zu Butter von Kühen, die auf der Weide Gras fressen durften. Denn ihre Milch enthält eine viel vorteilhaftere Fettsäurezusammensetzung als die Milch von Kühen aus Getreidemast. Weidemilch enthält mehr wertvolle Omega-3-Fettsäuren und punktet mit Carotinoiden sowie fettlöslichen Vitaminen A, D, E und K.

    5. Warum gibt man MCT-Öl in den Kaffee?

    MCT ist die Abkürzung für medium chain triglycerides – zu deutsch: Mittelkettige Triglyceride. Das Öl enthält spezielle mittelkettige Fettsäuren. Diese werden über einen speziellen Weg aufgenommen.

    Während die langkettigen Fettsäuren aus der Butter erst in den Darm gelangen und dort langsam aufgenommen werden, können die mittelkettigen Fettsäuren aus dem MCT-Öl bereits im Magen aufgenommen werden. Sie gelangen darum schneller in den Körper und liefern direkt Energie.

    Das besondere an diesen Fettsäuren ist außerdem, dass der Körper sie nicht in Fettgewebe speichern kann. Er will sie also direkt verbrennen. Das erhöht den Stoffwechsel und, was im Winter ganz angenehm ist, auch die Körpertemperatur. Die Fettsäuren aus MCT-Öl werden sehr leicht in Ketonkörper umgewandelt und liefern so Energie für das Gehirn. Wer sich Low Carb oder ketogen ernährt und in Ketose gelangen möchte, freut sich über den zusätzlichen Keto-Boost aus MCT-Öl.

    6. Kann ich auch Kokosöl nehmen?

    Auch mit Kokosöl wird der Kaffee häufig cremig geschlagen. Es gibt hier die Versionen Butter + Kokosöl oder Kokosöl alleine im Kaffee. Mit Butter wird der Kaffee immer cremiger.

    Kokosöl enthält wie auch das MCT-Öl mittelkettige Fettsäuren. Im Kokosöl sind sie allerdings nicht so konzentriert enthalten. Darum hat Kokosöl eine viel schwächere Wirkung auf die Sättigung, den Stoffwechsel und die Ketose. Für einen angenehmen Geschmack ist es aber ganz nett.

    7. Was ist intermittierendes Fasten?

    Der Butter-Kaffee wird oft im Zusammenhang mit intermittierendem Fasten genannt. Intermittierendes Fasten ist ein zeitlich begrenztes Fasten. Man fastet dabei nicht über einen längeren Zeitraum (mehrere Tage oder Wochen) sondern immer wieder über mittel-lange Zeitfenster hinweg. Es gibt verschiedene Formen des intermittierenden Fastens, zum Beispiel diese:

    • 24 Stunden fasten, danach 24 Stunden normal essen
    • 16 Stunden fasten, danach 8 Stunden normal essen
    • 14 Stunden fasten, danach 10 Stunden normal essen.

    Die verschiedenen Varianten von intermittierendem Fasten unterscheiden sich in unterschiedlich langen Fasten- und Ess-Fenstern. Der Bulletproof Coffee kommt meist bei einem 16/8- oder 14/10-Fasten zum Einsatz.

    Denn: Der Butter-Kaffee unterbricht die Fastenphase nicht!

    Butter-Kaffee für intermittierendes Fasten

    Da dem Körper keine Proteine und keine Kohlenhydrate zugeführt werden, bleibt der Fastenstoffwechsel aufrecht. In der Regel sieht ein 16/8-Fasten so aus.

    20 Uhr: Abendessen

    6-12 Uhr: 1-2 Butter-Kaffees

    12 Uhr: Mittagessen

    Zwischen dem Abendessen des Vortags und dem Mittagessen vergehen also 16 Stunden in denen kein Protein und keine Kohlenhydrate aufgenommen werden. Dadurch kommt der Körper in den Fastenstoffwechsel.

    Diese Fastenphase ermöglicht einen körpereigenen Zellputz – die Autophagie. Außerdem werden über biochemische und hormonelle Prozesse die Fettverbrennung gesteigert und ein Muskelaufbau erleichtert.

    Vorteile von intermittierendem Fasten

    • Innerer Zellputz (Autophagie)
    • Training für die Fettverbrennung
    • Volle Konzentration
    • Wachheit
    • Reguliert den Blutzuckerspiegel
    • Senkt Bluthochdruck
    • Reguliert den Cholesterinspiegel
    • Verbessert die Gesundheit des Nervensystems

    Autophagie - Frühjahrsputz für die Zellen

    Das griechische Wort „phagein“ bedeutet „essen“ oder „fressen“. Die griechische Vorsilbe „auto-“ bedeutet „selbst-“ Genau das, was sich hinter diesen Begriffen vermuten lässt, bedeutet „Autophagie“ nämlich „sich selbst fressen“. Die Zelle frisst sich selbst.

    Das klingt erst einmal gruselig, ist aber kein Grund zur Panik, sondern ein ganz natürlicher Vorgang.

    Die Autophagie wird zum Beispiel durch intermittierendes Fasten ausgelöst. Die Zelle beginnt sich selbst zu verdauen – und das ist gut so. Bei der Autophagie werden alte und kaputte Zellbestandteile abgebaut. Diese können dann wieder neu und frisch aufgebaut werden. Der alte Kram wird rausgeworfen und durch neue, funktionstüchtige Elemente ersetzt. Ein wahrer Frühjahrsputz für die Zelle.

    Wenn wir ständig snacken und immer Essen nachliefern, findet diese Autophagie so gut wie nie statt. Unsere Zellen werden dann zu einer kleinen Messi-Wohnung. Überall liegt ungenutzter, nicht mehr voll-funktionstüchtiger Kram. Man kann kaum noch durchsteigen und die Zellprozesse laufen nicht 100% effektiv. Außerdem sammelt sich Müll – und wenn den nie jemand rausbringt, fängt es an zu stinken.

    Deswegen solltest du deinem Körper täglich 5 Stunden Pause zwischen den Mahlzeiten gönnen und regelmäßig auch volle 16-stündige Ess-Pausen, damit die Zellputz-Kolonne ihre Arbeit verrichten kann.

    Übrigens: Die Müllabfuhr unserer Zelle nennt sich „Autophagosom“. Das sind kleine „Bläschen“, die den ganzen Schrott einsammeln. Sie bringen alles Unnötige zur Mülldeponie – den „Lysosomen“. Hier wird alles zerkleinert, abgebaut und recycelt.

    mTor - der Boss im Stoffwechsel

    Wer sich für die Biochemie hinter der Autophagie interessiert: Einen wichtigen Einfluss auf die Autophagie hat das Enzym mTOR.

    mTOR ist die Abkürzung von „mechanistic target of rapamycin“. Der Name hat mit der Funktion nichts zu tun, darum kannst du ihn auch direkt wieder vergessen. mTOR ist so viel handlicher.

    mTOR ist ein zentrales Element von vielen Zellsignalwegen. Diese Signalwege steuern zum Beispiel das Zellwachstum, die Zellteilung, die Proteinbiosynthese (damit auch den Muskelaufbau) und den Energiehaushalt.

    Wenn mTOR aktiviert ist, läuft die Proteinbiosynthese auf Hochtouren – das heißt es wird Protein zusammengebaut und der Muskelaufbau gefördert.

    Aber: Das intermittierende Fasten unterdrückt mTOR.

    Das klingt nun seltsam, denn weiter oben hatten wir erwähnt, dass das intermittierende Fasten mit Butter-Kaffee den Muskelaufbau fördert. Das funktioniert auf einem Umweg: Während des intermittierenden Fastens wird mTOR unterdrückt. Ist mTOR unterdrückt, wird die Autophagie aktiviert. Der Muskelaufbau wird gebremst. Sobald dann nach dem intermittierenden Fasten wieder eine Mahlzeit verzehrt wird, wird dafür der Muskelaufbau umso stärker aktiv. Stell dir einen Bogen vor, der gespannt wird und dann mit voller Kraft einen Pfeil nach vorne schießt. Während dem intermittierenden Fasten wird der Bogen gespannt. Die erste Mahlzeit nach dem Fasten führt zu einem regelrechten „Sprung in die andere Richtung“. Die Nährstoffe der Mahlzeit werden besonders gut für den Muskelaufbau verwertet.

    Während der Fasten-Phase findet also ein Frühjahrsputz statt, während der Ess-Phase werden dann alle Aufbau-Vorgänge der Zellen wieder voll aktiviert und wichtige Zellbestandteile werden neu aufgebaut.

    Genau darum ist es besonders wichtig, dass deine erste Mahlzeit nach dem Fasten (und am besten alle Mahlzeiten) eine hochwertige Proteinquelle und wichtige Nährstoffe in Form von Gemüse und wertvollen Fetten enthält.

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    Hinter Foodpunk steckt ein Team aus Ernährungswissenschaftlerin, Biochemikerin und Fitness-Ökonomin. Wir haben uns seit 2015 auf die Fahne geschrieben die Wissenschaft hinter gesunder Ernährung leicht verständlich zu erklären und dich auf dem Weg zu gesünderer Ernährung zu unterstützen. Wir informieren und beraten. Wenn du ein Thema hast, dass wir auf dem Blog bearbeiten sollen, schreib uns einfach eine kurze Mail an info@foodpunk.de.

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    Der Artikel wurde geschrieben von

    Marina Lommel

    Marina gründete Foodpunk nach ihrem Abschluss in Ernährungswissenschaften und ist aktuell CEO des Unternehmens. Während ihres Studiums arbeitete sie in verschiedenen Bereichen, darunter in der Wissenschaftsredaktion beim Radio, Redaktion beim TV und Uni-Wissensmagazin sowie im Labor am DZNE in der Parkinsonforschung. Marina ist außerdem Autorin von 5 ernährungswissenschaftlichen Sachbüchern.

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