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Hashimoto? Gesundheit! Was klingt wie ein kräftiger Nieser ist in Wahrheit eine Autoimmunerkrankung. Hochwissenschaftlich gesagt: Die Thyreoiditis (Entzündung der Schilddrüse) wird chronisch (langanhaltend) und beschädigt so die Zellen der Schilddrüse, bis es zu einer andauernden Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) kommt. Daher wird sie auch chronische Immunthyreoiditis – Hashimoto genannt. Zu kompliziert? Wir erklären es gleich nochmal ganz in Ruhe. Warum? Die Autoimmunerkrankung macht etwa 80 Prozent aller Fälle von Schilddrüsenerkrankungen aus. Dabei trifft es Frauen neunmal häufiger als Männer. Es wird Zeit offen über Hashimoto zu reden.

Inhaltsverzeichnis:

Was ist eine Autoimmunerkrankung?

Grob gesagt könnte man es so ausdrücken: der Körper bekämpft sich selbst. Das Immunsystem erkennt körpereigene Strukturen nicht mehr und geht gegen sie vor als wären es Fremde. Er ist klassisch „verwirrt“.

Was passiert bei Hashimoto?

Wenn dein Körper erkennt, dass fremde Proteine in die Blutbahn gelangen, wie zum Beispiel Krankheitserreger oder auch Allergene, werden Antikörper gebildet. Diese Antikörper sind spezifisch an ihr Ziel angepasst – sie sind also speziell gegen bestimmte Bakterien oder bestimmt Allergene. Bei Hashimoto bildet der Körper Antikörper gegen Schilddrüsenzellen, Hormone oder Proteine… also körpereigene Strukturen, die eigentlich ungestört arbeiten dürften. Wenn sie aber immer wieder von den gebildeten Antikörpern bekämpft werden, tragen die Strukturen irgendwann Schaden davon. Langfristig führt dies zur Unterfunktion der Schilddrüse.

Kleines Insiderwissen am Rande: Die Krankheit wurde nach dem Japaner Hakaru Hashimoto benannt. Der Arzt entstammte einer traditionsreichen Medizinerfamilie und beschrieb sie bereits 1912 – ausgerechnet in einer deutschen Fachzeitschrift. Er wollte damit sichern, dass sie international bekannt wird. In seiner Heimat war er dagegen nahezu unbekannt.

WAS IST HASHIMOTO?

Für die Hashimoto-Thyreoiditis gibt es viele Namen: Chronische Thyreoiditis Hashimoto, chronisch-lymphozytäre Thyreoiditis, Morbus Hashimoto, Autoimmunthyreoiditis, Hashimoto-Syndrom, Hashimoto-Krankheit oder die von uns genutzte Kurzform Hashimoto.

Bei der Autoimmunerkrankung Hashimoto bildet der Körper Antikörper gegen die Eiweiße der Schilddrüsenhormone. Eins davon ist Thyreoglobin – das Protein, an dem die Schilddrüsenhormonsynthese von Thyroxin und Triiodthyronin stattfindet. (Mehr dazu findet ihr in diesem Artikel.) Auch gegen Thyreoglobin werden bei Hashimoto Antikörper gebildet. Bei der Zerstörung werden die darin gespeicherten Hormone (Thyroxin und Triiodthyronin) freigesetzt und pushen die Schilddrüse zu einer vorübergehenden Überfunktion. Es ist, als ob eine Wasserbombe plötzlich platzt. Kurzzeitig ist alles nass… aber es kommt kein neues Wasser mehr nach. Diesen Zustand nennt man Hashitoxikose. Langfristig führt er zu einer Schilddrüsenunterfunktion.

Es gibt zwei Verlaufsformen von Hashimoto:

In Deutschland wird die atrophische Form der Hashimoto-Thyreoiditis häufiger beobachtet als die klassische Form.

SYMPTOME BEI HASHIMOTO

Bei Hashimoto kann es zu verschiedenen Symptomen kommen, die von Mensch zu Mensch variieren. Zu Beginn der Erkrankung leiden viele an einer Phase der Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) die später in eine Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose) umschlägt. Manche Betroffene merken nichts oder wenig von ihrer Hashimoto Thyreoiditis und bekommen diese Diagnose zufällig bei Routine-Untersuchungen gestellt.

Der verlangsamte Stoffwechsel einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)

Der angeregte Stoffwechsel einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)

Symptome bei Hashimoto

WER KANN HASHIMOTO BEKOMMEN?

Besonders stark gefährdet sind Menschen, die bereits andere Autoimmunerkrankungen, wie Diabetes mellitus Typ 1 haben. Durch die bereits vorhandene Fehlfunktion des Immunsystems kann es vorkommen, dass es auch zur Schädigung anderer Organe oder Körperstrukturen kommt.
Bei Diabetes mellitus Typ 1 werden z.B. zuerst die Zellen der Bauchspeicheldrüse vom Immunsystem angegriffen – über die Jahre kann es dann auch zum ausgedehnten Angriff auf die Schilddrüse kommen. Weitere Autoimmunerkrankungen, die oft in Zusammenhang mit Hashimoto auftreten, sind Morbus Addison, Zöliakie oder eine schwere Form von Blutarmut (perniziöse Anämie). Ebenfalls eine Rolle bei der Krankheitsentstehung spielt offenbar die Leberentzündung vom Typ C (Hepatitis C).

Frauen erkranken sehr viel häufiger als Männer an Hashimoto Thyreoiditis – etwa neunmal so oft. Man vermutet, dass Frauen durch hormonelle Vorgänge im Körper stärker betroffen sind. Vor allem das wichtigste weibliche Sexualhormon Östrogen hat einen großen Einfluss auf die Schilddrüse und die von ihr gebildeten Schilddrüsenhormone. Dazu kommt noch Prolaktin: ein Hormon, das u.a. die Milchproduktion in der Brustdrüse der Mutter nach der Geburt anregt. Da Prolaktin das Immunsystem beeinflusst, nimmt man an, dass es generell in Verbindung mit Autoimmunerkrankungen steht. Oft findet man bei Frauen, die an Hashimoto erkrankt sind, auch einen erniedrigten Progesteronspiegel. Dieses Hormon beeinflusst die Menstruation und den Erhalt einer Schwangerschaft. In den meisten Fällen tritt die Krankheit im Alter zwischen 40 und 50 Jahren auf.

Da Hashimoto-Thyreoiditis oft mehrfach in der Familie auftritt, vermutet man außerdem, dass es eine genetische Veranlagung für die Erkrankung gibt.

WAS BEGÜNSTIGT DIE ENTSTEHUNG VON HASHIMOTO?

Eine krankhafte Erbanlage (genetische Disposition) ist die Grundvoraussetzung dafür, dass man gefährdet ist, an einer Autoimmunerkrankung wie Hashimoto-Thyreoiditis erkranken zu können. Dabei beteiligte Gene gehören zum sogenannten HLA-Komplex (human leukocyte antigen-Komplex). Dieser ist zuständig für das qualifizierte Unterscheiden zwischen körpereigenen und körperfremden Zellen oder Proteinen durch das Immunsystem. Dazu kommen immunregulatorische Gene wie z. B. CTLA4 oder CD40 und schildrüsenspezifische Gene wie TSHR oder Tg. Aber nicht jeder, der diese Erbanlagen in sich trägt, erkrankt im Laufe seines Lebens an Hashimoto-Thyreoiditis. Erst, wenn bestimmte auslösende Faktoren hinzukommen, erkranken die Genträger an Hashimoto. Zur angeborenen Empfindlichkeit müssen also noch ungünstige äußere Einflüsse hinzukommen, damit die Autoimmunerkrankung ausbricht:

Die genauen Ursachen sind bei jedem Betroffenen verschieden. In den meisten Fällen entsteht Hashimoto durch eine Kombination verschiedener Ursachen. Diese individuelle Ausprägung von Hashimoto Thyreoiditis macht eine optimale Behandlung umso schwieriger.

Lachs ist gut bei Hashimoto

BEHANDLUNG VON HASHIMOTO

Leider gibt es keine Therapie gegen die Ursache von Hashimoto. Die Symptome der Schilddrüsenunterfunktion lassen sich aber in Tablettenform behandeln. Das künstliche Hormon Levothyroxin ersetzt dabei die fehlenden Schilddrüsenhormone. Hat die Erkrankung zu einer Vergrößerung der Schilddrüse geführt, kann man diese bei einer Operation entfernen.

Zusätzlich zu den medizinischen Möglichkeiten kann man den Körper durch eine individuell auf sich abgestimmte Ernährung unterstützen.

KANN ICH HASHIMOTO DURCH MEINE ERNÄHRUNG BEEINFLUSSEN?

Ganz klares: Ja! Es gibt Lebensmittel und Inhaltsstoffe, die „wühlen“ dein Immunsystem eher auf als es zu beruhigen und so der chronischen Entzündung entgegen zu wirken. Andere unterstützen und beruhigen es.

Do’s bei Hashimoto

Eine nachgewiesene gesundheitsfördernde Wirkung haben Flavonoide (rote Pflanzenfarbstoffe – zum Beispiel in roten Beeren) oder Curcumin (gelber Pflanzenfarbstoff – z.B. in Curry und Curcuma). Immunmodulierende (das Immunsystem beeinflussende) Pflanzenstoffe sind vor allem Carotinoide (z.B. in Karotten, Tomaten oder Paprika), Quercetin (z.B. in Preiselbeeren oder Heidelbeeren) oder Epigallocatechingallate (z.B. in grünem Tee, Zwiebeln oder Haselnüssen).

Selen hat einen wichtigen Einfluss auf die Produktion der Schilddrüsenhormone und hilft beim Abbau freier Radikale.

Gesunde Fette, besonders die mit Omega-3 Fettsäuren, helfen bei Hashimoto durch ihre immunsuppressive Wirkung. Sie hemmen die Entzündung und helfen dem Körper wieder alles ins Gleichgewicht zu bringen.

Kohlenhydrate sind bei Hashimoto ein zweischneidiges Schwert.

Kontra: Sie können zu einer erhöhten Belastung des Hormonsystems, angefangen bei Insulin, führen. Je mehr Kohlenhydrate vorhanden sind, desto mehr Insulin wird produziert… das wirkt sich auf alle anderen Hormone und ihre jeweiligen Entstehungsorte aus – auch auf die Schilddrüse.

Pro: Leider kann ein Mangel an Kohlenhydraten auch zu einer Verschlechterung der Symptome führen, da Kohlenhydrate zur Produktion der Schilddrüsenhormone benötigt werden. Außerdem helfen Ballaststoffe der Darmgesundheit und eine gute Darmgesundheit wirkt sich positiv auf das Immunsystem aus. Daher sollte man Kohlenhydrate nicht komplett vom Speiseplan streichen. Wichtig ist auf die Kohlenhydratquelle zu achten: Sie sollte glutenfrei sein.

Dont’s bei Hashimoto

Gluten kann im Darm zum sogenannten Leaky-gut-Syndrom (Löcher im Darm) führen, bei dem der Darm durchlässiger für Substanzen aus der Nahrung wird. So kommt noch mehr Gluten in den Blutkreislauf und regt die Produktion von Lymphozyten (weißen Blutkörperchen) an. Der Domino-Effekt beginnt. Durch die Anregung des Immunsystems reagiert der Körper mit einer gesteigerten Immunantwort: Entzündungen und mehr Power bei der Produktion von Antikörpern sind die Folge. Speziell gegen das eingedrungene Gluten werden vermehrt Antikörper gebildet, die auch die Schilddrüse angreifen. Der Grund: Schilddrüsenzellen und Gluten haben für das Immunsystem leider eine zu starke Ähnlichkeit und werden deshalb von denselben Antikörpern angegriffen. Klarer Fall von: Blöd gelaufen. 😉

Das Milchprotein ist schwer verdaulich. Je schwerer verdaulich ein Protein ist, desto wahrscheinlicher ist die Ausbildung einer Allergie – und eine Allergie ist letztlich eine Immunreaktion des Körpers. Aufgrund dieser schweren Verdaulichkeit kann es außerdem passieren, dass Milchproteine nur halb verdaut in den Blutkreislauf gelangen. Der Körper reagiert und bildet Antikörper gegen das Milchprotein im Blut. Außerdem können Milchprodukte auch zum oben genannten Leaky-Gut-Syndrom beitragen.

Lektine (natürliche Proteine, die unsere Immunzellen „verwirren“ und zum Leaky-Gut-Syndrom beitragen können) kommen in fast allen Nahrungsmitteln vor, auch in Gemüse. Problematisch bei einer Autoimmunerkrankung sind aber meist nur die Lektine in Hülsenfrüchten wie z.B. Kidneybohnen oder Linsen. Da die Verträglichkeit je nach ethischer Zugehörigkeit sehr unterschiedlich ausfällt sollte ihr Verzehren je nach Verträglichkeit eingeschätzt werden.

Die häufigsten Formen von Alkohol – Bier, Wein und Spirituosen – enthalten pflanzliche Versionen des Hormons Östrogen: ein Trigger für das Immunsystem. Außerdem verändert auch Alkohol die Dichte der Darmschleimhaut (Leaky-Gut-Syndrom), tötet gute Darmbakterien ab und begünstigt das Wachstum schlechter Darmbakterien. Wenn die Bakterien aus dem Darm austreten treffen sie auf das Immunsystem und lösen so eine akute Reaktion aus. Häufiger Alkoholkonsum kann daher zu einer anhaltenden Entzündung und einer Autoimmunreaktion führen.

Der Verzehr von Zucker führt zu Blutzuckerschwankungen. Diese fördern die Entzündungsneigung des Körpers und triggern so einen Schub der Hashimoto-Erkrankung.

Soja fördert durch seine schilddrüsenhemmende Wirkung die chronische Schilddrüsenentzündung. Von Tofu, Miso und anderen Produkte auf Sojabasis sollte man daher eher die Finger lassen.

Eine zu hohe Jodzufuhr kann bereits bei der Entstehung von Hashimoto eine Rolle gespielt haben. Eine erneute Überdosierung könnte daher den Verlauf der Erkrankung negativ beeinflussen. Man sollte Iod zwar auf keinen Fall komplett verteufeln, denn die Schilddrüse braucht es um zu funktionieren (mehr dazu im Artikel „Alles über die Schilddrüse„) – eine zu hohe Dosis sollte aber vermieden werden. Das heißt: keine Einnahme von Jodtabletten und keine Lebensmittel mit hohem Iodgehalt wie z.B. Seefische (Makrele, Hering, Seelachs) und Meeresfrüchte.

Kohlenhydrate sind bei Hashimoto wie gesagt ein zweischneidiges Schwert.

Kontra: Sie können zu einer erhöhten Belastung des Hormonsystems, angefangen bei Insulin, führen. Je mehr Kohlenhydrate vorhanden sind, desto mehr Insulin wird produziert… das wirkt sich auf alle anderen Hormone und ihre jeweiligen Entstehungsorte aus – auch auf die Schilddrüse.

Pro: Leider kann ein Mangel an Kohlenhydraten auch zu einer Verschlechterung der Symptome führen, da Kohlenhydrate zur Produktion der Schilddrüsenhormone benötigt werden. Außerdem helfen Ballaststoffe helfen der Darmgesundheit und eine gute Darmgesundheit wirkt sich positiv auf das Immunsystem aus. Daher sollte man Kohlenhydrate nicht komplett vom Speiseplan streichen. Wichtig ist auf die Kohlenhydratquelle zu achten: Sie sollte glutenfrei sein.

Trotz aller Ratschläge gilt: Selbst zu testen ist die beste Methode, um Unverträglichkeiten und Toleranzen bei Hashimoto zu erkennen.

Ein AIP, ein Autoimmunprotokoll, kann helfen die richtigen Lebensmittel für die individuelle Ernährung zu finden. Dabei lässt man für mindestens 30 Tage alle „heiklen“ Lebensmittel, wie Nüsse, Eier, Hülsenfrüchte, Milchprodukte, gluten- und getreidehaltige Lebensmittel weg. Nach diesen 30 Tagen führt man sie Schritt für Schritt in immer größeren Mengen wieder ein – bis man für jede Gruppe weiß ob und wieviel man gut davon verträgt.

Auch wenn eine Behandlung durch einen Arzt immer notwendig und wichtig ist kann man mit der richtigen Ernährung viel bei Hashimoto bewirken. Wenn du Interesse an einem für dich individuell erstellten Plan hast: Unsere Ernährungsexperten sind für dich da!

Juliana ist die Autorin dieses Artikels. Sie hat nach einem Ausflug ins Pharmaziestudium in Münster an der AMD München Journalismus und Medienkommunikation studiert und ihren Bachelor in Fashion Management & Communication an der ECBM erfolgreich abgeschlossen. Nachdem sie ein Jahr beim SHAPE Magazin gearbeitet hat, wurde sie Teil des Foodpunk-Teams, wo sie nun die Science-Redaktion leitet.

„Glandula Thyreoidea“ – ein Name, der einen im ersten Moment eher an eine Zimmerpflanze denken lässt. Tatsächlich ist es aber die offizielle Bezeichnung der Schilddrüse: einer lebenswichtige Hormondrüse in unserem Körper, die Stoffwechsel, Wachstum und zahlreiche weitere Körperfunktionen beeinflusst. Ihr Job: stetig eine bestimmte Menge an Schilddrüsenhormonen ins Blut abzugeben. Benötigt der Stoffwechsel in bestimmten Situationen mehr Energie (z.B. bei Kälte, im Wachstum oder während der Schwangerschaft) passt die Schilddrüse ihre Hormonbildung an und gibt damit den nötigen Push… ein tolles System! 

Inhaltsverzeichnis:

WO BEFINDET SICH DIE SCHILDDRÜSE UND WIE IST SIE AUFGEBAUT?

Die Schilddrüse sitzt an der Vorderseite des Halses. Genauer gesagt: unmittelbar unterhalb des Kehlkopfes, wo sie sich um die Luftröhre schmiegt. Sie besteht aus zwei größeren Lappen und einem Gewebeband, das beide verbindet. Diese Optik hat der Schilddrüse den Spitznamen „Schmetterlingsorgan“ eingebracht. Ihren richtigen Namen „Schilddrüse“ hat sie stattdessen – klassisch wissenschaftlich gedacht – aufgrund ihrer Lage. Sie befindet sich am Teil des Kehlkopfes, der Schildknorpel genannt wird.

Das Gewebe der Schilddrüse besteht aus vielen einzelnen Läppchen, die jeweils von einer feinen Bindegewebsschicht umhüllt sind. In den Läppchen befinden sich Bläschen, die Follikel, in denen die Schilddrüsenhormone T3 und T4 als kleine Tropfen gespeichert werden. Unter oder zwischen diesen Bläschen, im Bindegewebe der Schilddrüse, findet man einzeln oder in Gruppe sogenannte C-Zellen. Sie produzieren das Hormon Calcitonin, das den Calcium-Phosphat-Haushalt beeinflusst. Der Gegenspieler des Calcitonins, das Parathormon, wird in den Nebenschilddrüsen gebildet. Sie sind an den Schilddrüsenlappen, also den Schmetterlingsflügeln, angelagert.

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WAS MACHT DIE SCHILDDRÜSE?

Der Job der Schilddrüse mit einem Wort beschrieben? Regulation. Im Stoffwechselbereich beeinflussen die verschiedenen, in der Schilddrüse gebildeten Hormone, z.B. ob du wach wirst, Hunger hast oder satt bist. Im psychischen Bereich können sie z.B. steuern ob du ganz nervös und aufgekratzt bist oder ob du entspannt bist und alles easy siehst. Je nachdem, was gerade passt, mixt die Schilddrüse dir also, wie ein Barkeeper, den richtigen Hormon-Cocktail. 😉 

Aber woher weiß unser „körpereigener Barkeeper“ wann wir ein bisschen mehr Push brauchen und wann der Entspannungsmodus einsetzen sollte? Dafür ist das Gehirn zuständig. Besser gesagt: die Hypophyse (die Hirnanhangsdrüse) und der Hypothalamus (ein Teil des Zwischenhirns, der sich direkt über der Hypophyse befindet).

Liegt im Blut zu wenig T4 vor (das Hormon, das in den Bläschen der Schilddrüsenläppchen gespeichert wird) oder sinkt die Körpertemperatur, registriert das der Hypothalamus und startet quasi einen „Domino-Effekt“ im Körper. Er beginnt damit, dass er die Produktion von TRH (Thyreoliberin) anregt. Dieses TRH regt in der Hypophyse die Produktion von TSH (Thyreotropin) an. Zu guter Letzt regt TSH in der Schilddrüse die Produktion von T4 und T3 (Trijodthyronin) an. Die Konzentration erhöht sich und alles ist wieder in Butter. Diese Dominobahn nennt man auch thyreotropen Regelkreislauf.

WELCHE HORMONE BILDET DIE SCHILDDRÜSE?

Die Schilddrüse reguliert unseren Körper durch die Bildung von Hormonen. Die Wichtigsten sind: T3, T4, Calcitonin und das Parathormon. Doch wo werden diese Hormone gebildet und wie wirken sie?

T3 Trijodthyronin

T4 Tetraiodthyronin oder Thyroxin

Calcitonin (Peptidhormon)

Parathormon

Jeder Dritte in Deutschland hat eine Erkrankung der Schilddrüse.

Laut dem deutschen Schilddrüsenzentrum haben etwa 1/3 der Erwachsenen in Deutschland eine Erkrankung der Schilddrüse. Die Häufigkeit steigt mit zunehmendem Alter. Auf dem Foodpunk Blog findet man einen ausführlichen Artikel über Ernährung bei Schilddrüsenproblemen.

WELCHE FUNKTIONEN ÜBERNEHMEN DIE HORMONE DER SCHILDDRÜSE?

WELCHE ERKRANKUNGEN DER SCHILDDRÜSE GIBT ES?

Die Schilddrüse ist der zentrale Knotenpunkt für den Stoffwechsel und die Entwicklung vieler Körperstrukturen. Eine Störung ihrer Funktion ist für die Betroffenen oft mit starken Einschränkungen verbunden. Man unterscheidet im Allgemeinen zwischen den 3 Formen eines Ungleichgewichts im Schilddrüsenhaushalt:

Struma aufgrund von Jodmangel

Eine Struma, umgangssprachlich meist Kropf genannt, ist eine Vergrößerung der Schilddrüse. Sie kann so dezent sein, dass man sie weder auf den ersten Blick sieht noch ertasten kann. Es gibt aber auch Fälle, in denen die Schilddrüse die Größe eines Fußballs annimmt. In Deutschland entsteht eine Struma meistens aufgrund von Jod-Mangel. Dabei wird aufgrund des fehlenden Jod-Baustoff’s nicht genug T3 und T4 gebildet. TSH signalisiert der Schilddrüse einen Mangel – sie versucht die Produktion durch eine Zellvergrößerung zu erhöhen. Zusätzlich bilden sich neue Blutgefäße und Bindegewebe. Nach und nach entsteht eine Struma.
Weitere mögliche Ursachen sind z.B. Entzündungen, eine Unterfunktion der Schilddrüse, bösartige Tumore oder bestimmte Medikamente.

Symptome:

Diagnostik:

Heutzutage ist eine Struma meist ein Zufallsbefund im Rahmen einer Routineuntersuchung. Nur selten kommen Patienten mit einem immer größer werdenden Kropf in die Arztpraxis. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verwendet folgende Skala für die Struma-Größe:

Abgesehen von der Optik wird durch den TSH-Spiegel im Blut getestet. Zur genaueren Bestimmung wird der T3- und T4-Spiegel im Blut getestet.

Eine weitere Möglichkeit ist eine Szintigrafie: Ein nuklearmedizinisches Verfahren zur Darstellung von Körpergewebe. Dabei nutzt man schwach radioaktive Stoffe, die sich in verschiedenen Organen ansammeln. Die von ihnen abgegebene Strahlung wird gemessen und liefert Hinweise auf die Stoffwechselaktivität und Durchblutung des Gewebes. Diese nuklearmedizinische Untersuchung ermöglicht es bei einer Struma nodosa, kalte Knoten von warmen/heißen zu unterscheiden. Dies ist wichtig, weil es sich bei kalten Knoten auch um Schilddrüsenkrebs handeln kann.

Auch möglich ist eine Sonografie: die Anwendung von Ultraschall zur Untersuchung von organischem Gewebe. Das Prinzip ist quasi wie ein Echo, das man beim Ruf in die Berge erhält. Ein Ultraschall wird gesendet und von den aufeinanderfolgenden Schichten des beschallten Objektes mehr oder weniger stark reflektiert. Aus der Dauer des reflektierten Signals kann die Schichtstruktur des Objekts rekonstruiert werden. So lässt sich die exakte Größe der Schilddrüse bestimmen. Außerdem kann der Arzt so oft schon erkennen, ob es sich um eine Struma nodosa oder Struma diffusa handelt.

Formen der Struma:

Struma diffusa: Eine Vergrößerung ohne zusätzliche Knotenbildung der Schilddrüse.

Struma nodosa: Knotige Areale, die sich vom normalen Schilddrüsengewebe unterscheiden. Manchmal gibt es nur einen Knoten (Struma uninodosa). Häufig sind jedoch gleich mehrere verschiedene Knoten nebeneinander zu finden. Oft besteht auch die gesamte Schilddrüse nur noch aus Knoten (Struma multinodosa).

Die wichtigsten Knotenarten bei einer Erkrankung der Schilddrüse sind:

Hypothyreose – Schilddrüsenunterfunktion

Bei einer Schilddrüsenunterfunktion ist der thyreotrope Regelkreislauf gestört. Ein hoher TSH-Wert gibt der Schilddrüse das Signal T3 und T4 zu produzieren. Da sie nicht richtig funktioniert, kann sie nicht genug produzieren, um den Hormonspiegel ins Gleichgewicht zu bringen. Dementsprechend wird vermehrt TRH ausgeschüttet, das erneut den TSH-Wert erhöht, die Produktion von T3 und T4 wird wieder angeregt – kann aber nicht genügend produziert werden usw.

Symptome:

Da die Schilddrüsenhormone wichtige Wachstumsfaktoren beeinflussen, kann eine Hypothyreose vor allem bei Säuglingen zu einer gestörten Gehirn- und Körperentwicklung, dem sogenannten Kretinismus, führen und ist daher besonders gefährlich. Daher wird direkt beim Neugeborenenscreening nach der Geburt getestet, ob eine Schilddrüsenunterfunktion vorliegt.

Diagnostik:

Getestet wird durch den TSH-Spiegel im Blut. Zur genaueren Bestimmung wird der T3- und T4-Spiegel im Blut getestet.

Formen der Unterfunktion:

Man unterscheidet grundsätzlich zwischen primärer, sekundärer und die tertiärer Hypothyreose.

1) Hashimoto Thyreoiditis – häufgste Form der Hypothyreose

Hashimoto wird auch chronische Immunthyreoiditis (Typ Hashimoto) genannt und gehört zur Gruppe der Autoimmunerkrankungen. Im Verlauf einer Hashimoto Thyreoiditis kommt es durch den Angriff des eigenen Immunsystems zu einer chronischen Entzündung der Schilddrüse, sodass sie nicht mehr hundertprozentig funktioniert.

2) Postpartale Thyreoiditis

Eine Entzündung der Schilddrüse, die nach der Geburt eines Kindes auftreten kann.  Im Normalfall heilt sie wieder aus – sie kann aber auch zu einer chronischen Entzündung werden. Diese Form der Unterfunktion wird durch eine hormonelle Stresssituation während der Schwangerschaft ausgelöst.

Hyperthyreose – Schilddrüsenüberfunktion

Bei einer Schilddrüsenüberfunktion ist ein niedriger TSH-Wert im Blut (TSH: Der Wert der angibt: „Je niedriger ich bin, desto weniger T3 und T4 muss produziert werden.“). Der Schilddrüse wird daher suggeriert, dass die Hormonproduktion herunterfahren werden soll. Da sie aber „überfunktioniert“ wird trotzdem zu viel produziert. Die Konzentration von T3 und T4 wird zu hoch, sodass nur vermindert TRH ausgeschüttet wird. So entsteht erneut ein niedriger TSH-Wert im Blut und der Kreislauf beginnt von vorne.

Eine andere Möglichkeit für eine Hyperthyreose ist eine Störung der Hypophyse. Dabei produziert die Hypophyse mehr TSH als sie soll. Die Folge: Die Schilddrüse wird zur übermäßigen Hormonproduktion angeregt.

Eine Schilddrüsenüberfunktion kann auch durch eine extrem hohe Jodzufuhr entstehen. Kontrastmittel, die manchmal bei Röntgenuntersuchungen eingesetzt werden, können Jod enthalten und so die Hormonproduktion anregen. Aber auch eine kontinuierlich zu hohe Aufnahme durch jodhaltige Lebensmittel (Algenprodukte) kann zu einer Überfunktion führen.

Symptome:

Diagnostik:

Getestet wird durch den TSH-Spiegel im Blut. Zur genaueren Bestimmung wird der T3- und T4-Spiegel im Blut getestet.

Eine weitere Möglichkeit ist eine Szintigrafie: Ein nuklearmedizinisches Verfahren zur Darstellung von Körpergewebe. Dabei nutzt man schwach radioaktive Stoffe, die sich in verschiedenen Organen ansammeln. Die von ihnen abgegebene Strahlung wird gemessen und liefert Hinweise auf die Stoffwechselaktivität und Durchblutung des Gewebes.

Auch möglich ist eine Sonografie: die Anwendung von Ultraschall zur Untersuchung von organischem Gewebe. Das Prinzip ist quasi wie ein Echo, das man beim Ruf in die Berge erhält. Ein Ultraschall wird gesendet und von den aufeinanderfolgenden Schichten des beschallten Objektes mehr oder weniger stark reflektiert. Aus der Dauer des reflektierten Signals kann die Schichtstruktur des Objekts rekonstruiert werden.

Formen der Überfunktion:

1) Schilddrüsenautonomie

Die Schilddrüse oder bestimmte Teile von ihr beschließen, dass SIE jetzt an der Macht sind und selbst entscheiden, wann die Produktion starten soll. Signale von Hypothalamus oder Hypophyse werden von ihnen ausgeblendet. Dies führt meist zu einer erhöhten Hormonproduktion.

2) Morbus Basedow (Immunhyperthyreose)

Bei der Autoimmunerkrankung greifen körpereigene Antikörper (in diesem Fall die sogenannten TRAK TSH-Rezeptor-Antikörper) die Zellen der Schilddrüse an. Dabei „verkleiden“ sie sich als TSH und docken in der Schilddrüse an die TSH-Rezeptoren an – sie tun quasi als ob. Dadurch wird die Hormonproduktion von T3 und T4 unnötig angeregt.

WIE KANN MAN DIE SCHILDDRÜSE DURCH ERNÄHRUNG UNTERSTÜTZEN?

Bei einem Jodmangel

Wie man teilweise schon am Namen erkennen kann enthalten Thyroxin und Trijodthyronin Jodatome. Es ist also wichtig, sich genug Jod durch die Ernährung zuzuführen, sodass es von der Schilddrüse verwendet werden kann. Eine Möglichkeit ist Jod durch Meeresfisch (z.B. Scholle, Lachs und Kabeljau) oder Algen aufnehmen. Auch eine Versorgung durch tierische und pflanzliche Lebensmittel aus der Landwirtschaft wie  Milchprodukte, Eier, Brokkoli, Spinat, Grünkohl oder Fleisch ist möglich. Allerdings ist der Jodgehalt in deutschen Ackerböden oft zu gering, um uns ausreichend zu versorgen. Daher gibt es in Deutschland seit 1980 die Empfehlung Speisesalz zu iodieren.

Doch Achtung! Bitte nicht sofort im Onlineshop die nächsten Jodpräparate bestellen. Denn auch Jod kann überdosiert werden und sollte nur in der empfohlenen Menge dem Körper zugeführt werden. Laut der deutschen Gesellschaft für Ernährung wird eine altersabhängige Jodaufnahme von 40-80 Mikrogramm/Tag für Säuglinge, 200 Mikrogramm/Tag für Jugendliche und Erwachsene empfohlen. Die empfohlenen Mengen für Schwangere und Stillende sind etwas höher und liegen bei 230 bis 260 Mikrogramm/Tag, da hier die Versorgung des Babys miteingerechnet werden muss. In Deutschland gilt eine maximal empfohlene Tagesdosis von 500 Mikrogramm. Dieser Wert wird durch eine normale Ernährung nicht überschritten.

Wir bei Foodpunk verwenden in den Programmen in der Regel Meersalz, Steinsalz, Bergsalz oder Himalayasalz – alle nicht jodiert. Dafür enthält unser Plan eine große Vielfalt an Fisch und Meeresfrüchten. Ab und zu kann man auch Algen (z.B. Noriblätter – benutzt man bei Sushi) in seine Ernährung einbauen bzw. ein hochwertiges Algen- oder Jodpräparat verwenden. Noch ein Tipp: Im Bioladen erhält man jodiertes Kräutersalz oder jodiertes Steinsalz.

Fisch ist eine gute Fisch ist eine gute Quelle für Iod bei einer Erkrankung der Schilddrüse.

Ernährung bei Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion)

Auch wenn man sich denkt: „Ist doch klar! Jod regt die Produktion von Schilddrüsenhormonen an, also her damit!“ sollte man nicht übereilig sein. Während bei einer Unterfunktion, die durch einen Jodmangel verursacht wird, die Aufnahme von jodreichen Lebensmitteln helfen kann, ist sie bei Hashimoto leider falsch und kann zu einer Verschlechterung der Symptome führen. Man sollte daher nicht einfach auf „gut Glück“ vermehrt Jod zu sich nehmen, sondern erst abklären, was die Ursache für die Hypothyreose ist.

Selen ist ein wichtiger Bestandteil der Dejodinasen, der Enzyme die für die Abspaltung eines Jod-Atoms von T4 und damit für die Bildung von T3 verantwortlich sind. Daher kann es helfen die Symptome eines Mangels zu lindern. Ein Selenmangel ist aber manchmal auch eine Begleiterscheinung und nicht der Grund für die Unterversorgung der Zellen mit T3 – kann daher die Symptome nicht komplett bekämpfen.

Ernährung bei einer Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion)

Da der Stoffwechsel besonders angeregt ist, ist es wichtig, genügend Nährstoffe zu sich zu nehmen, um den Körper ausreichend mit Energie zu versorgen. Dabei sollte auf die Qualität der Nährstoffe geachtet werden. Wenn es zu einer medikamentösen Behandlung kommt, normalisiert sich die Hormonproduktion, der Stoffwechsel fährt herunter und auch die Kalorienzufuhr sollte wieder gesenkt werden. NoGos bei einer Überfunktion sind anregende Lebensmittel wie Kaffee oder andere koffeinhaltige Getränke, stark Teein-haltiger Tee (Schwarztee, grüner Tee,…), Cola oder Alkohol.

Ernährung bei Schilddrüsenerkrankungen aufgrund einer Autoimmunreaktion (Morbus Basedow und Hashimoto)

Da Kohlenhydrate generell eher zu einem vermehrten Auftreten von Entzündungen führen, sollten sie bei Autoimmunkrankheiten wie Hashimoto vermieden oder reduziert werden. Eine ketogene Ernährung macht daher besonders Sinn. Ausführliche Tipps zur Ernährung bei Hashimoto und Morbus Basedow werden in einem eigenen Artikel aufgearbeitet und folgen bald. Hier ein Grundgerüst zur ersten Orientierung:

Eine ausgewogene Ernährung unterstützt unsere Schilddrüse bei all ihren Aufgaben und auch bei einer Erkrankung kann man mit einer Anpassung der Ernährung viel zu einem besseren Leben beitragen – auch wenn in diesem Fall eine zusätzliche Behandlung durch einen Arzt notwendig und wichtig ist. Weitere Facts rund um das Thema Ernährung bei Schilddrüsenproblemen gibt es hier auf unserem Foodpunk-Blog.

Juliana ist die Autorin dieses Artikels. Sie hat nach einem Ausflug ins Pharmaziestudium in Münster an der AMD München Journalismus und Medienkommunikation studiert und ihren Bachelor in Fashion Management & Communication an der ECBM erfolgreich abgeschlossen. Nachdem sie ein Jahr beim SHAPE Magazin gearbeitet hat, wurde sie Teil des Foodpunk-Teams, wo sie nun die Science-Redaktion leitet.

An apple a day keeps the doctor away – diesen Satz hat wohl jeder schon einmal gehört. Doch was passiert, wenn dieser eine Apfel am Tag zu Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung führt? Und wenn es mit Mangos, Pflaumen, Brokkoli, Milch, Hülsenfrüchten und einer langen Liste von weiteren Lebensmitteln genauso passiert? Ein Reizdarmsyndrom kann einem die Lust am Essen gehörig vermiesen. Einige bekommen schon bei kleinen Mengen die oben genannten Beschwerden – andere haben eine höhere Toleranzschwelle. Doch es gibt ein System, mit dem sich ein Reizdarmbetroffener trotz Einschränkungen vitaminreich ernähren und dabei sogar bewusst Symptome vermeiden kann.

Inhaltsverzeichnis:

WAS SIND FODMAPS BEI EINEM REIZDARMSYNDROM?

Der Begriff „FODMAP“ ist vor einigen Jahren in der Wissenschaft aufgetaucht – zum ersten Mal 2005 an der Monash Universität in Melbourne. Er umfasst eine Liste von Lebensmitteln, die bei Menschen mit empfindlichem Magen-Darm-Trakt für Beschwerden sorgen können. „FODMAP“ ist ein Akronym (also ein aus den Anfangsbuchstaben mehrerer Wörter gebildetes Kurzwort) und steht für „Fermentable Oligo-, Di- and Monosaccharides And Polyols“.

Genauer gesagt handelt es sich um: 

Jetzt wissen alle Bescheid, oder? Spaß beiseite. Während man Lactose oder Fructose bestimmt schon mal gehört oder auf einer Verpackung gesehen hat, sind die meisten anderen Begriffe eher unbekannt. Es handelt sich um eine Gruppe verschiedener Kohlenhydrate und Zuckeralkohole (Polyole), die in vielen natürlichen und verarbeiteten Lebensmitteln enthalten sind. Doch bevor man nun eine Hexenjagd beginnt: Die FODMAPS sind nicht per se schlecht.

Positive Eigenschaften von FODMAPS

Die positive Eigenschaft einiger FODMAPS ist z.B. die eines Präbiotikums, das einen ähnlichen Effekt wie ein Probiotikum hat: es hilft beim Wachstum guter Bakterien im Darm wie z.B. den Bifidobakterien. 

Außerdem gehören einige von ihnen zu den Ballaststoffen, die unverdaut in den Dickdarm gelangen und dort durch Aufquellen mit Wasser das Stuhlvolumen vergrößern. Dadurch wird die Darmtätigkeit angeregt, der Stuhl bekommt eine weiche Beschaffenheit und der Gang auf die Toilette fällt leichter. Einer der Gründe, warum man zu einem ballaststoffreichen Essen immer genug Wasser trinken sollte.

Weitere Pluspunkte:

Bei gesunden Menschen ist es also vorwiegend positiv FODMAPS zu verzehren. Anders sieht es bei Reizdarmbetroffenen aus, deren Magen-Darm-Trakt bei vielen Nahrungsmitteln aus diesem Bereich überfordert ist. Die Aufgabe des Dünndarms ist u.a. die verwertbaren Nährstoffe aus der Nahrung zu absorbieren (= aufzunehmen) und über die Darmschleimhaut in den Körper zu befördern. Bei Reizdarmbetroffenen schafft er dies nicht ausreichend. Sie gelangen in den Dickdarm, wo sie zu kurzkettigen Fettsäuren und Gasen wie Wasserstoff und Methan vergärt werden – ihr ahnt es: es kommt zu Blähungen.

AUSSCHLUSSDIAGNOSE BEI EINEM REIZDARMSYNDROM

Woher weiß man nun, ob man einen Reizdarm mit Unverträglichkeit von Fodmaps hat oder eine Intoleranz, die nur Fructose, Laktose, Histamin, Gluten etc. betrifft? In den meisten Fällen hilft erstmal ein Besuch beim Arzt. Der Hausarzt kann als erste Anlaufstelle zum Thema Intoleranz beraten und zu einem Spezialisten überweisen, der auf die vermutete Unverträglichkeit testet. Wahrscheinlich landest du in einem dieser beiden Fachbereiche:

1. Der Internist und Gastroenterologe testet auf:

2. Der Hautarzt (Dermatologe) testet auf:

DIAGNOSE DURCH FODMAPS BEI REIZDARMSYNDROM

Die Reizdarm-Diagnose selbst ist ein bisschen komplizierter. Da es sehr viele unterschiedliche Symptome und Ausprägungen gibt, hilft bei Reizdarm nur ein Ausschlussverfahren. Man schließt also so lange andere Erkrankungen und Unverträglichkeiten aus, bis man weiß, dass man an einem Reizdarmsyndrom leidet. Dafür gibt es die sogenannte FODMAP-Diät. 

Phase 1: 

Man verzichtet 4-6 Wochen lang auf alle Lebensmittel mit einem hohen FODMAP-Potenzial. Wenn sich die Reizdarm-Symptome bessern, ist eine Überempfindlichkeit des Magen-Darm-Traktes wahrscheinlich. Wichtig ist allerdings, dass du nicht komplett aufhörst zu essen, sondern deinen Körper trotzdem mit ausreichend Ballaststoffen versorgst. Das gelingt mit Gemüse (z.B. Zucchini oder Möhren), Pseudogetreide (z.B. Buchweizen oder Quinoa) und Obst (z.B. Himbeeren oder Kiwis).

Phase 2:

Wenn der Magen-Darm-Bereich komplett runtergefahren ist, fängt man an, nach und nach wieder bestimmte Lebensmittel zuzulassen und beobachtet, wie der Körper reagiert. Da jeder Mensch und jeder Darm anders ist, kann es gut sein, dass der eine 2-3 Äpfel gut verträgt, der andere schon bei einer Apfelspalte am Tag Bauchgrummeln bekommt. Und der Dritte kann ohne Ende Äpfel essen – verträgt aber dafür gar keine Pflaumen und reagiert mit Durchfall/Verstopfung etc. Am besten führt man ein Ernährungstagebuch, in das man Zusammenhänge von Nahrungsmitteln und Beschwerden einträgt. (z.B. Was habe ich gegessen? Wie fühle ich mich danach? Was für Beschwerden habe ich?)

Das Ziel dieses Verfahrens ist einen ganz individuellen Ernährungsplan zu erstellen – der einen ohne Nebenwirkungen gesund und lecker mit Nährstoffen versorgt.

Good to know: Auch bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn kann eine FODMAP-Diät mit anschließend abgestimmten Ernährungsplan die Symptome positiv beeinflussen.

Gericht mit Blaubeeren bei Reizdarm

ERNÄHRUNGSEMPFEHLUNGEN BEI REIZDARMSYNDROM

Eine Frage, die sich inzwischen wohl jeder stellt, ist: Welche Lebensmittel sind nun FODMAP-arm und welche sind FODMAP-reich? Wir haben für euch eine Liste erstellt, an der man sich für die FODMAP-Diät orientieren kann. Allerdings gilt wie immer: Jeder Darm ist anders… probiert es aus!

Hoher FODMAP Gehalt

Gemüse 

Früchte

Generell solltest du mit großen Mengen an Obst vorsichtig sein.

Getreide und Getreideprodukte

Achte bei Fertigprodukten auf die Zutatenliste – dort ist oft Weizen als Inhaltsstoff aufgeführt.

Milchprodukte 

Nüsse

Alkohol

Proteinreiche Nahrunsmittel

Gewürze und Kräuter

Zucker und Zuckeraustauschstoffe

Niedriger FODMAP Gehalt

Gemüse:

Tipp: Zwiebeln und Knoblauch in Öl anbraten und dann entfernen

Früchte

Auch der Verbrauch von Obst mit niedrigen FODMAPS sollte beschränkt sein. Je reifer die Frucht desto mehr erhöht sich der FODMAP Wert.

Getreide und Getreideprodukte

Milchprodukte

Nüsse und Saaten

Alkohol

Proteinreiche Nahrungsmittel

Würzmittel und Kräuter

Die meisten Gewürze und Kräuter haben keine oder sehr niedrige FODMAP Werte.

Zucker und Zuckeraustauschstoffe

Fermentierte Lebensmittel

Bitte merken: Obwohl die FODMAP-Diät ein guter Anfang ist, kann man sie nicht mit einem Wundermittel gleichsetzen. Eine Behandlung der Entzündungsursachen in Rücksprache mit einem Arzt ist auf jeden Fall zu empfehlen.

SUPPLEMENTE BEIM REIZDARMSYNDROM

Es gibt einige Präparate, die helfen können, Entzündungen zu vermindern und den Körper bei der Heilung unterstützen. Neben den Medikamenten, die der Arzt verschreibt, können diese Nahrungsergänzungspräparate eine gute Idee sein:

HILFE DURCH FOODPUNK BEIM REIZDARMSYNDROM

Die Ernährungsexperten bei Foodpunk können dir für deine FODMAP-Diät einen Plan erstellen, bei dem Lebensmittel mit hohem Wert ausgeschlossen sind. So musst du nicht 4-6 Wochen lang aufwendig nachdenken, was du dir überhaupt kochen kannst, sondern hast leckere Rezepte, die das Ziel deiner FODMAP-Diät – die Diagnose – perfekt unterstützen. Durch den Tauschrechner kannst du die Rezepte nach der Ausschlussphase verändern und nach und nach Lebensmittel mit einem höheren FODMAP-Wert ausprobieren. Sobald du erfolgreich herausgefunden hat, welche Nahrungsmittel du bei deinem Reizdarmsyndrom gut verträgst, erstellen unsere Experten dir einen individuellen Ernährungsplan, in dem alle nicht verträglichen Lebensmittel ausgeschlossen werden. So kannst du sicher sein, dass keiner der Beschwerden auslösenden Faktoren aus Versehen im Kochtopf landet. Und das Beste ist: kein Gedankenkarussell mehr, ob und wie du ein Rezept für dich umsetzen kann. Das erledigen wir. Für dich heißt es nur noch: Kopf aus, Genuss an. Endlich!

Juliana ist die Autorin dieses Artikels. Sie hat nach einem Ausflug ins Pharmaziestudium in Münster an der AMD München Journalismus und Medienkommunikation studiert und ihren Bachelor in Fashion Management & Communication an der ECBM erfolgreich abgeschlossen. Nachdem sie ein Jahr beim SHAPE Magazin gearbeitet hat, wurde sie Teil des Foodpunk-Teams, wo sie nun die Science-Redaktion leitet.

Obwohl es jeden von uns tagtäglich begleitet, wird dieses Thema fast schon totgeschwiegen: Die Funktion des Magen-Darm-Traktes. Solange alles funktioniert wie es soll, muss man sich darüber auch kaum Gedanken machen. Bei jedem Siebten Deutschen ist das aber nicht der Fall. Stattdessen grollt und schmerzt es regelmäßig in der Bauchgegend. Es wird also Zeit, sich über die Funktion unseres Darms zu unterhalten.

Wenn die Stuhlkonsistenz variiert – mal fester, mal weicher – ist das erst einmal kein Drama. Die Konsistenz hängt davon ab, wieviel Wasser du getrunken oder wieviel und was du gegessen hast. Wenn du allerdings fast täglich mit Blähungen, Schmerzen, Durchfall oder Verstopfung kämpfst, könnte es sein, dass du ein Reizdarmsyndrom hast.

Inhaltsverzeichnis:

SYMPTOME BEIM REIZDARMSYNDROM

Beim Reizdarmsyndrom (medizinisch „Colon irritabile“ genannt) ist die Darmfunktion gestört. Das kann aber sehr unangenehm sein und zu stressigen Situationen im alltäglichen Leben führen. Je nachdem, welche Symptome man hat, unterteilt man einen „Reizdarm“ in 4 Krankheitstypen:

Durchfalltyp

Beim Durchfalltyp ist Stuhl sehr weich oder sogar flüssig. Der Drang zur Entleerung steigt auf mehr als dreimal am Tag und kann sogar sehr spontan auftreten, was für Betroffene eine dauerhafte Nähe zu einer Toilette sinnvoll macht.

Verstopfungstyp

Ist der Stuhl sehr hart, spricht man vom Verstopfungstyp. Der Gang auf die Toilette schmerzt und ist mit intensivem Pressen verbunden. Harte Stücke fallen wie Schafskot in die Toilette. Der Reizdarm-Erkrankte kann meist nur dreimal oder seltener in der Woche auf die Toilette. Dabei hat er das Gefühl, sich nie vollständig entleeren zu können.

Blähungstyp

Bei jedem Menschen entstehen bei einer gesunden Verdauung Gase im Darm. Das ist normal. Ist der Bauch dauerhaft aufgebläht, oder muss man ständig Pupsen, hat die Gasbildung überhand genommen und man spricht von einem Reizdarm „Blähungstyp“.

Schmerztyp

Beim Schmerztyp kommt es durch starke Gasbildung (die nicht entweicht) zu einem schmerzhaften Druckgefühl bis hin zu Bauchkrämpfen, die den Alltag einschränken.

Die verschiedenen Auspägungen des Reizdarms können isoliert oder gemeinsam auftreten. Viele Betroffene haben mehrere oder alle Symptome, wobei sich die Symptome auch im Laufe eines Tages abwechseln können. Morgens Durchfall, Abends Verstopfung. Typisch ist, dass sich die Beschwerden nach dem Stuhlgang bessern.

Weitere Symptome sind:

ENTSTEHUNG VOM REIZDARMSYNDROM

Der Darm ist ein gewundener Muskelschlauch, der in Dünn- und Dickdarm unterteilt wird. Die Hauptaufgabe des Dünndarms ist das Verdauen der Nahrung. Kohlenhydrate, Eiweiße und Fette werden durch Enzyme in ihre einzelnen Nährstoffbausteine zerlegt und durch die Dünndarmwand aufgenommen. Da dabei sehr viel Flüssigkeit entsteht, ist die Intention des Dickdarms dem Speisebrei wieder Wasser zu entziehen. Im Durchschnitt ist der gesamte Darmtrakt 4 bis 6,5 m lang und reicht vom Magen bis zum After. Eine große Fläche, auf der allerhand passieren kann. Es gibt zahlreiche Einflussfaktoren, die das Gleichgewicht ins Schwanken bringen und einen Reizdarm verursachen können.

Gestörte Darmperistaltik (Motilitätsstörung)

Die Hauptaufgabe des Darmmuskels ist es, die Nahrung durch Kontraktion vom Magen zum After zu befördern. Gesteuert wird das durch ein eigenes Nervensystem in der Darmwand, auch „Bauchhirn“ genannt. Wenn Nahrung in den Darm gelangt und die Darmwand dehnt, gibt das Bauchhirn den Impuls: „Anspannen und Erschlaffen“ an die Darmmuskulatur weiter. Dadurch, dass beide Befehle sich abwechseln und an den richtigen Stellen im Darm stattfinden, entsteht ein Flow, der den Speisebrei von oben nach unten transportiert. Stell dir einfach vor, du drückst eine Zahnpastatube aus.

Gibt es Fehler in der Reizweiterleitung des Nervensystems, kann das ein Reizdarmsyndrom verursachen. Wenn die Befehle zur Muskelkontraktion  falsch weitergegeben werden, ziehen sich die Muskeln zu schnell, zu langsam oder im falschen Moment zusammen und der Nahrungsbrei wird nicht mehr gleichmäßig transportiert. Die Darmpassage (die Zeit, in der die Nahrung im Darm unterwegs ist) kann zu schnell oder zu langsam ablaufen.

Eine zu schnelle Darmpassage verursacht Durchfall, da der Dickdarm nicht genug Zeit hat, die Flüssigkeit aus dem Nahrungsbrei zu ziehen.

Eine zu langsame Darmpassage bewirkt das Gegenteil: der Stuhl wird hart und es kommt zu Verstopfung. 

Eine dritte Möglichkeit der Störung ist, dass die Muskeln sich zu stark anspannen oder nicht mehr richtig entspannen können: es kommt zu Krämpfen – typisch für den Schmerztyp.

Erhöhte Immunaktivität in der Darmschleimhaut

Wissenschaftler haben in der Darmschleimhaut von Reizdarmbetroffenen eine erhöhte Immunaktivität festgestellt. Das bedeutet, das sich z.B. in der Schleimhaut vermehrt Abwehrzellen des Immunsystems befinden. Der Grund ist bisher noch nicht bekannt.

Erhöhte Durchlässigkeit der Darmschleimhaut

Jede Zellen in der Darmschleimhaut ist mit ihrer Nachbarzelle über eine Art Haftbrücke (tight junctions) verbunden. Diese tight junctions verschließen die Zwischenräume und erschaffen eine Barriere, sodass Krankheitserreger und unerwünschte Stoffe nicht in den Körper eindringen können. Bei Menschen mit einem Reizdarm können die Verbindungen locker sein. Die Barriere wird durchlässig und Krankheitserreger, Fremdstoffe oder unverdaute Nahrungspartikel (Allergene) können in den Körper gelangen und dort eine Immunreaktion auslösen.

Infektionen des Magen-Darm-Trakts

In einem von 10 Fällen kommt es nach einer Magen-Darm-Infektion zu einem Reizdarmsyndrom. Verantwortlich für die Infektion ist z.B. das Bakterium Camphylobacter jejuni, das in nicht durchgegartem Geflügelfleisch oder roher Kuhmilch vorkommen kann. Der Erreger verursacht 2-5 Tage nach der betroffenen Mahlzeit heftige Bauchschmerzen, Durchfall, Fieber und manchmal auch Erbrechen. Das aus dieser Infektion entstehende Reizdarmsyndrom ist meist der Durchfall-Typ.

Gestörte Darmflora

Fast jeder hat in der Werbung schon mal von der „gesunden Darmflora“ gehört. Doch was bedeutet das eigentlich genau? In einem gesunden Darm befindet sich eine natürliche Mischung von nützlichen Bakterien – „Darm-Mikrobiom“ genannt. Diese guten Bakterien schützen den Darm, verdauen Ballaststoffe und bilden daraus nützliche Stoffe für die Darmzellen. Außerdem bilden sie zusammen mit der Darmschleimhaut eine Barriere gegen Krankheitserreger aus der Nahrung. Wie? Sie produzieren Milchsäure, die den pH-Wert innerhalb des Darms senkt: sehr ungemütlich für „böse“ Bakterien.

Wenn das Darm-Mikrobiom aus dem Gleichgewicht gerät (z.B. durch Antibiotika oder einen Magen-Darm-Infekt) ist auch die Immunabwehr gestört und Krankheitserreger können sich vermehren.

Gestörter Serotoninhaushalt

Serotonin ist ist ein Botenstoff, der in unserem Nervensystem Informationen weitergibt – ein Neurotransmitter. Falls du jetzt denkst „das Wort kommt mir bekannt vor“: Serotonin wird häufig in Zusammenhang mit Schokolade erwähnt. Der in Schokolade enthaltene Kakao enthält Tryptophan. Tryptophan ist die Vorstufe des Serotonins, das auch Glückshormon genannt wird, weil es im Gehirn ein Gefühl der Geborgenheit und Zufriedenheit auslöst.

Serotonin beeinflusst nicht nur unsere Emotionen sondern auch Faktoren wie Appetit, Körpertemperatur, Schlaf-Wach-Rhytmus oder die Schmerzbewertung. Bei einem Reizdarm kann das Nervensystem nicht mehr regulieren, wieviel Serotonin gebraucht wird, um die normale Darmbewegung für uns schmerzlos geschehen zu lassen. Dementsprechend empfinden wir nach dem Essen Schmerzen.

Stress als Auslöser und Verstärker

Egal ob privater Ärger, Hektik auf der Arbeit, Kummer, Angst o.a…. wenn man gestresst ist, hat das auch Auswirkungen auf den Magen-Darm-Trakt. Darmbewegung und Magensaftproduktion werden gesteigert und die Immunabwehrfunktion des Darms gerät aus dem Gleichgewicht. Allerdings reagiert nicht jeder Mensch unter Stress gleich mit einem Reizdarmsyndrom. Grundsätzlich kann es aber immer helfen etwas zu finden, das Stress im Alltag für dich persönlich ausgleicht. Sport, kochen, gemeinsame Aktivitäten mit Freunden oder eben auch Netflix & Chill… das ist Typsache.

REIZDARMSYNDROM DIAGNOSE

Da die Entstehungsmöglichkeiten für einen Reizdarm so vielfältig sind, ist die einzige Möglichkeit eine Diagnose zu stellen: alle anderen Erkrankungen ausschließen. Der richtige Ansprechpartner dafür ist ein Gastroenterologe. Das ist ein Facharzt für innere Medizin, der auf Erkrankungen des Verdauungsapparates spezialisiert ist. Bevor du ihn aufsuchst, kannst du dir diese 4 Fragen stellen:

Eine gute Möglichkeit den Zusammenhang zwischen Symptomen und Gründen aufzudecken ist ein Ernährungsprotokoll/Beschwerdetagebuch. Du schreibst auf, was du gegessen hast und wann Schmerzen, Durchfall oder Verstopfung aufgetreten sind. Das ist auch eine gute Hilfe für den Arzt.

Achtung: Ist Dir Blut im Stuhl aufgefallen, hast du Fieber und ungewollt Gewicht verloren? Dies alles wäre untypisch für den Reizdarm und sollte AUF JEDEN FALL von einem Arzt abgeklärt werden.

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (kurz CED) haben ähnliche Symptome wie ein Reizdarm. Morbus Crohn zeigt sich meist mit krampfartigen Bauchschmerzen und Durchfällen. Ein typisches Anzeichen für Colitis ulcerosa ist Durchfall mit Blut- und Schleimbeimengungen. Dazu kommen Schmerzen – oft im linken Oberbauch. Beide haben gemein, dass die Anzeichen in Schüben auftreten und Betroffene auch eine zeitlang symptomfrei sein können. Die Krankheit lässt sich allerdings nie komplett heilen.

REIZDARMSYNDROM BEHANDLUNG

Die Behandlung eines Reizdarms ist sehr individuell, da es immer darauf ankommt woher die Beschwerden kommen, wie sich der Körper verhält und auch wie jemand mental mit der Situation umgeht. Man könnte quasi sagen: so wie jeder Mensch anders ist, ist auch jeder Darm anders.

Allerdings gibt es einige Tricks, die man zuhause für sich ausprobieren kann

ERNÄHRUNG BEIM REIZDARMSYNDROM 

Auch bei der Diagnose Reizdarm gibt es einige Maßnahmen, die dir helfen können, die Symptome eines Reizdarms zu vermindern. Allerdings gilt: Das sind nur allgemeine Tipps. Jeder muss selbst herausfinden, was für ihn am Besten funktioniert.

Wenn du dich nach all diesen Infos fragst: Was kann ich überhaupt noch essen und wie kann ich es kombinieren, um nicht 365 Tage im Jahr dasselbe auf dem Teller zu haben: Unser Team von Ernährungsexperten berät dich gerne und erstellt dir einen individuellen und abwechslungsreichen Ernährungsplan. Genau abgestimmt auf alles, was dir und deinem Körper gut tut.

Juliana ist die Autorin dieses Artikels. Sie hat nach einem Ausflug ins Pharmaziestudium in Münster an der AMD München Journalismus und Medienkommunikation studiert und ihren Bachelor in Fashion Management & Communication an der ECBM erfolgreich abgeschlossen. Nachdem sie ein Jahr beim SHAPE Magazin gearbeitet hat, wurde sie Teil des Foodpunk-Teams, wo sie nun die Science-Redaktion leitet.

Wie kann mir eine ketogene Ernährung mit meinem Lipödem helfen? Was hat Ernährung überhaupt damit zu tun? Und was sind die genauen Zusammenhänge zwischen einem Lipödem und ketogener Ernährung? Wenn du dir diese Fragen schon häufiger gestellt hast, bist du hier genau richtig, denn neben einem gut funktionierenden Stoffwechsel kann dir eine ketogene Ernährung dabei helfen die lipödembedingten Wassereinlagerungen und auch die damit verbundenen Schmerzen zu mindern. Wie und warum das funktioniert, erklären wir jetzt.

Inhaltsverzeichnis:

WAS IST EIN LIPÖDEM?

Ein Lipödem ist eine Fettverteilungsstörung, bei der sich die Fettzellen im Körper krankhaft verändern. Dadurch vermehren sie sich unkontrolliert und können nicht durch Ernährung oder Bewegung vermindert werden. Die Erkrankung tritt (unter natürlichen Umständen) ausschließlich bei Frauen auf. Erste Symptome bemerkt man meist im Alter von 20 bis 30 Jahren – oft in Zusammenhang mit hormonellen Veränderungen wie der Pubertät, einer Schwangerschaft oder auch den Wechseljahren. Außerdem vermutet man, dass die Erkrankung vererbt werden kann, da häufig mehrere Fälle innerhalb einer Familie vorkommen.

Symptome sind:

Wichtig: Ein Lipödem kann man nicht nur mit Übergewicht bekommen. Allerdings macht Übergewicht es schwieriger, ein Lipödem zu erkennen.

WIE KANN MIR DIE KETOGENE ERNÄHRUNG BEI MEINEM LIPÖDEM HELFEN?

Zuerst muss gesagt sein: das zusätzliche Volumen bei einem Lipödem entsteht nicht durch substanzielles Fett wie bei einer Überernährung. Daher kann man ein Lipödem auch nicht durch eine Diät „entfernen“. Forscher gehen davon aus, dass sich die Fettzellen mit Flüssigkeit füllen, die sich anschließend zwischen den Zellen ablagert. Sehen kann man das bei der, auch in jungen Jahren, oft sehr ausgeprägten Cellulite. Die nun prall gefüllten Fettzellen drücken auf Lymphgefäße und Venen im Gewebe. Durch den Druck werden diese angeregt mehr Wasser abzugeben, das sich nun wieder in den Zwischenräumen der Fettzellen ansammeln kann. Es ist wie ein Teufelskreis. Das Gewebe füllt sich im Laufe des Tages mit immer mehr Wasser, bis man als Lipödem-Betroffene das Gefühl hat, die Haut würde platzen.

Wenn man sich kohlenhydratarm ernährt, leidet man weniger unter den Wassereinlagerungen und auch die Druckschmerzen werden gemindert. Das Hautrelief glättet sich.

Warum ist das so? Durch Glucose in Kohlenhydraten wird Glykogen gebildet. Dieses ist als Energielieferant in den Muskeln und der Leber gespeichert. Natürlich brauchen wir Energie in unserem Körper – sonst könnten wir nicht existieren. Bei der ketogenen Ernährung bringen wir unseren Körper allerdings dazu, die Energie aus den Fettreserven zu ziehen. Die Glykogenspeicher werden nicht wieder aufgefüllt und nach und nach abgebaut. Was das mit dem Wasser zu tun hat? Ein Gramm Glykogen bindet 4 Gramm Wasser in unseren Muskeln. Wird das Glykogen abgebaut, kann auch das Wasser abfließen. Weniger Wasser = weniger Einlagerungen = weniger Schmerzen. It’s magic.

Neben den Wassereinlagerungen kann das Fettgewebe in den vom Lipödem betroffenen Regionen zusätzlich schleichende Entzündungen aufweisen. Diese reizen die Nerven und verursachen damit Schmerzen. Eine ketogene Ernährung hemmt Entzündungsfaktoren und kann so schmerzlindernd wirken.

Woher kommen die Entzündungsfaktoren?

Der Hintergrund von Entzündungsfaktoren ist wirklich eine Wissenschaft für sich. Bei der ketogenen Ernährung ist der Transkriptionsfaktor NF-κB besonders wichtig. Er reguliert Gene, die bestimmen, in welchem Maße das Immunsystem reagiert. Ist NF-κB aktiv unterwegs, werden mehr Botenstoffe wie z.B. Prostaglandin E2 gebildet. Dieses bewirkt eine Schwellung des Gewebes und erhöhtes Schmerzempfinden. Man hat beobachtet: wenn der Transkiptionsfaktor NF-κB gehemmt wird, kann auch die Entzündung gemildert werden. Klingt easy, oder? Warum macht man das dann nicht einfach? Das Problem: bei dieser Hemmung sind so viele Rezeptoren und Botenstoffe beteiligt, dass man quasi an jeder Weggabelung des Signals einen Faktor stoppen oder aktivieren könnte… ergo: Man weiß die Lösung noch nicht.

Eine verminderte Kohlenhydrataufnahme wie bei einer ketogenen Ernährung kann die Bildung von NF-κB blockieren. Das Schlüsselelement dabei ist die geringere Aufnahme von Glucose. Fehlt diese, wird der Signalweg von NF-κB gestört, was bedeutet: weniger Entzündungen. Nimmt man stattdessen viel Glucose zu sich, fördert man die Entzündungen im Körper.

Warum dann nicht einfach nur eine Diät machen? Warum ketogene Ernährung?

Durch die hohe Fettaufnahme bei ketogener Ernährung wird, wenn diese richtig zusammengesetzt ist, auch eine erhöhte Menge an anti-entzündlichen mehrfach ungesättigten Fettsäuren (Omega-3) aufgenommen. Diese können über die Bindung an spezielle Rezeptoren (PPARs) Entzündungsreaktionen verringern.

WAS IST EINE KETOGENE ERNÄHRUNG?

Auf den ersten Blick: Low Carb, High Fat. Natürlich steckt aber noch ein bisschen mehr dahinter. Die ketogene Ernährung zeichnet sich dadurch aus, dass durch Menge und Auswahl an Zutaten Ketonkörper gebildet werden. Sie ist „ketogen“ – „Ketonkörper generierend“.

Was sind diese Ketonkörper? Spezielle Moleküle, die in der Leber aus Fettsäuren entstehen. Als Energieträger liefern sie Gehirn, Muskulatur und anderem Körpergewebe die Energie, die diese brauchen, um zu funktionieren. Wenn eine erhöhte Anzahl an Ketonkörpern im Blut vorhanden ist, bezeichnet man diesen Zustand als Ketose: Einen erhöhten Fettverbrennungszustand, der, wir erinnern uns, gleichzeitig Glykogen abbaut und die Wassereinlagerungen vermindert.

Um den Zustand der Ketose zu erreichen, solltest du deine Ernährung in folgender Reihenfolge zusammensetzen: 

Bei einer gesunden ketogenen Ernährung ist Gemüse dein bester Freund. Besonders grünes Gemüse enthält so wenig Kohlenhydrate, dass du große Mengen essen kannst, ohne deine Ketose zu beeinträchtigen. Doch Achtung: Wurzelgemüse hat einen hohen Kohlenhydratanteil und sollte bei der ketogenen Ernährung besser vermieden werden. Rotes und gelbes Gemüse wie Paprika und Karotten kannst du in Maßen genießen. Neben Gemüse sind Proteine wichtig für deinen Körper. Sie machen dich satt und erhalten deine Muskulatur. Ideal ist hochwertiges Protein aus tierischen Quellen – Eier, Fisch, Fleisch. Da Fett dein Hauptenergielieferant ist, kannst du hier gerne zur fetten Variante greifen wie z.B. Lachs. Gut sind außerdem hochwertige Fettsäuren aus Kokosöl, Avocado, Olivenöl oder Nüssen (besonders Macadamias). 

WIE SETZE ICH DIE KETOGENE ERNÄHRUNG MIT LIPÖDEM UM?

Du hast noch 1 Mio. Fragen, wie das alles genau in deinem Fall umzusetzen ist? Keine Sorge – da haben wir die Lösung. In Kooperation mit Lipocura hat Foodpunk ein Lipödem-Programm entwickelt. Dort wird individuell für dich berechnet, wieviel und was du essen solltest, um in den Zustand der Ketose zu gelangen und damit Wassereinlagerungen und Druckschmerz zu vermindern. Unsere Ernährungsexpertin erstellt dir individuell einen Plan und bespricht eventuelle Fragen bei einem persönlichen Telefongespräch mit dir – für ein lebenswerteres Leben mit Lipödem.

Juliana ist die Autorin dieses Artikels. Nach einem Ausflug ins Pharmaziestudium an der WWU in Münster und UR in Regensburg hat sie Journalismus und Medienkommunikation an der AMD München studiert und ihren Bachelor in Fashion Management & Communication an der ECBM erfolgreich abgeschlossen. Nachdem sie ein Jahr beim SHAPE Magazin gearbeitet hat, wurde sie Teil des Foodpunk-Teams, wo sie nun die Science-Redaktion leitet.

Nimmst du an den Beinen immer mehr zu, obwohl du Sport machst und auf deine Ernährung achtest? Hast du oft Schmerzen bei Berührung oder Schwellungen, die im Laufe des Tages immer schlimmer werden? Eine Möglichkeit, die du vielleicht noch nicht bedacht hast: Diagnose Lipödem.

Inhaltsverzeichnis:

WAS IST EIN LIPÖDEM?

Beginnen wir ganz klassisch mit einer Übersetzung, denn der Begriff „Lipödem“ kommt aus dem Altgriechischen. „Lip“ bedeutet Fett, „Ödem“ bedeutet Schwellung. Wörtlich übersetzen kann man so aber nicht, denn die Schwellung bezieht sich nicht auf „lip“ (das Fett), sondern auf die Wassereinlagerungen, die sehr häufig bei einem fortschreitenden Lipödem auftreten. Diese Einlagerungen sorgen für den Schmerz, der z.B. bei Berührungen auftritt. Zusätzlich können Lymphödeme – sicht- und tastbare Flüssigkeitsansammlungen im Interstitum (Zwischenzellraum) – entstehen.

Solltest du gerade denken „Hä, jetzt nochmal, Lipö-lymph-was? Und warum tut es dann weh?“ Keine Sorge… wir klären das jetzt – Schritt für Schritt. Let’s go.

WIE ENTSTEHT EIN LIPÖDEM?

Meistens wird ein Lipödem als Fettverteilungsstörung definiert. „Falsch verteiltes Fett… haha, das hab ich auch“ denkt sich jetzt jeder Zweite. Doch halt: damit ist nicht das normale Körperfett gemeint, das wir durch Sport oder Ernährung beeinflussen können. Ein Lipödem wird nicht durch Adipositas verursacht. Auch schlanke Menschen können die Fettstoffwechselstörung bekommen.

Die Anzahl der Fettzellen steht bis zum 20. Lebensjahr fest. (Außer bei einer sehr hohen Gewichtszunahme – dann wird nochmal neu aufgelegt.) Grundsätzlich ist es so: wenn wir Fett im Körper anlagern füllen sich unsere Fettzellen – wenn wir abnehmen leeren sie sich. Die Anzahl bleibt immer gleich.

Beim Lipödem ist das ein wenig anders. Die Fettzellen füllen sich nicht nur, sondern verändern ihre Struktur. Das Gewebe wird quasi „krank“. Auf einmal vermehren sich die Fettzellen wieder anstatt sich „nur“ zu füllen… und niemand ruft „Stop“. 

WAS DEUTET AUF EIN LIPÖDEM HIN?

Die Vermehrung der Fettzellen bei einem Lipödem findet fast immer symmetrisch statt. Wenn der linke Oberschenkel neue Fettzellen bildet, zieht der rechte Oberschenkel mit. Das erscheint auf den ersten Blick nicht ungewöhnlich. Auch wenn wir zunehmen verteilt sich das Fett relativ gleichmäßig. Auffällig wird es, wenn man sehr schnell sehr viel zunimmt und das Volumen an bestimmten Stellen zu „explodieren“ scheint. Am häufigsten erfasst das Lipödem entweder nur den unteren Teil des Körpers  (Beine, Hüfte, Gesäß) oder nur den oberen Bereich (Arme, Nacken, Rücken am Übergangsbereich zum BH). Hände, Füße und Rumpf bleiben dagegen schlank, was zu unüblichen Proportionen führen kann. 

Außerdem vermehrt sich bei einer Lipödem-Erkrankung das Bindegewebe in der Unterhaut (Subkutis) und bildet kleine Narben, die man als kleine runde Knoten ertasten kann. Diesen Prozess nennt man Fibroisierung.

WAS IST EIN SEKUNDÄRES LYMPHÖDEM BEI EINEM LIPÖDEM?

Kurz gesagt: eine chronische Schwellung im Gewebe.

Die Blutkapillaren in der Unterhaut werden durchlässiger und im Gewebe sammelt sich Flüssigkeit, die eigentlich nicht in diesen Mengen dorthin gehört. Gleichzeitig funktioniert das Lymphsystem (= der Transporter für diese Flüssigkeit) nicht mehr richtig. 

Was macht das Lymphsystem?

Das Lymphystem ist die Kläranlage des Körpers und für Immunabwehr und Entwässerung des Gewebes zuständig. Täglich laufen 2 bis 3 Liter Flüssigkeit durch den Körper und transportieren Krankheitserreger und Fremdpartikel hinaus. Dabei verläuft es mehr oder weniger parallel zum Blutgefäßsystem.

Also sammelt sich eine immer größere Wassermenge zwischen den Zellwänden an, die Haut dehnt sich an der Stelle aus: ein sekundäres Lymphödem entsteht. Der Unterschied zur Lipödem-Schwellung: ein Lymphödem tritt meist einseitig auf und betrifft auch Hände oder Füße.

ZUSAMMENFASSUNG: LIPÖDEM MERKMALE

WELCHE STUFEN GIBT ES BEI DER LIPÖDEMERKRANKUNG?

Der Schweregrad der Lipödemerkrankung ist meist in 3 Stufen aufgeteilt.

Grad 1

Grad 2

Grad 3

WER KANN VON EINEM LIPÖDEM BETROFFEN SEIN?

Ein Lipödem tritt hauptsächlich bei Frauen auf. Meist beginnen die Symptome zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr. Als Auslöser werden hormonelle Umstellungen wie die Pubertät oder eine Schwangerschaft vermutet. Das würde erklären, warum manche Frauen auch in oder nach den Wechseljahren an einem Lipödem erkranken. Tatsächlich ist sich die Forschung noch nicht einig, was genau die Gründe für ein Lipödem sind. Auffällig ist eine Häufung innerhalb der Familie. Man glaubt daher, dass die Veranlagung für ein Lipödem vererbt wird.

Männer sind selten bis gar nicht von der Fettverteilungsstörung betroffen. Wenn, treten Lipödeme bei Männern meist in Verbindung mit anderen Erkrankungen oder Behandlungen auf, die den männlichen Hormonhaushalt beeinflussen (wie z.B. ein Prostatakarzinom). Ein natürliches Auftreten ohne Vorerkrankung ist bei Männern bisher nicht bekannt.

Good to know: Die Forschung ist sich noch nicht sicher, ob zuerst das Lipödem entsteht (Fettzellen verändern sich krankhaft) und dadurch die Blutkapillaren durchlässiger werden (Lymphödem entsteht) oder anders herum. Was war zuerst: Huhn oder Ei… ihr kennt das.

GIBT ES LANGZEITFOLGEN BEI EINEM LIPÖDEM?

Durch die unproportionale Gewichtsverteilung bei einem Lipödem kann es dazu kommen, dass du dich anders bewegst, als es deinem natürlichen Gang entsprechen würde. So entwickeln sich mit der Zeit Fehlstellungen der Gelenke, die zu einem vorzeitigen Gelenkverschleiß führen.

VERWECHSLUNGSGEFAHR – LIPÖDEM VS. EXTREMITÄTEN-LIPOHYPERTHROPHIE

Nicht immer steckt hinter den Beschwerden ein Lipödem. Eine zweite Erkrankungsform ist sehr ähnlich. Die Extremitäten-Lipohypertrophie sieht optisch fast genauso aus, verursacht aber im Gegensatz zum Lipödem keinen Druckschmerz. Auch sie ist genetisch bedingt und äußert sich durch vermehrtes Fettgewebe an Oberschenkeln und Oberarmen. Dieses kann durch Diät oder Bewegung nicht reduziert, aber zumindest im Zaum gehalten werden. Bei Übergewicht schreitet sie weiter voran. In seltenen Fällen kann eine Lipohypertrophie auch zu einem Lipödem führen.

WIE WIRD EIN LIPÖDEM BEHANDELT?

Wir wissen ja schon: Fettzellen können nur geleert, aber nicht abgebaut werden. Auf natürlichem Wege ein Lipödem komplett zu entfernen ist daher leider nicht möglich. Allerdings gibt es einige Behandlungsmethoden, mit denen man die Symptome verbessern und neue Fettablagerungen vermeiden kann. Wir stellen hier 3 Therapiemöglichkeiten vor.  Als letzten Schritt sprechen wir noch über die Liposuktion – auch Fettabsaugung genannt. Die einzige Option, um die Anzahl Fettzellen zu verringern.

Kompressionstherapie

Kompression bedeutet Druck. Diesen übt man durch Kleidung aus, die speziell für diesen Zweck angefertigt wird. Man versucht quasi die Flüssigkeit aus dem kranken Fettgewebe rauszudrücken und so den Spannungsdruck zu lindern.

Zum Vergleich: ein Schwamm voll Wasser, dem man eine sehr enge Socke anzieht. Das Wasser wird aus dem Schwamm herausgedrückt und fließt ab. Zusätzlich schützt die Socke den Schwamm sich wieder mit Flüssigkeit vollzusaugen und auszudehnen.

Genau dieselbe Technik wendet z.B. eine Kompressionshose bei unserem Fettgewebe an.

Manuelle Lymphdrainage

Dabei wird mit einer speziellen Massagetechnik das Lymphsystem angeregt. Der Therapeut arbeitet mit kreisförmigen Bewegungen, Dehnreiz, intermittierendem Druck und Sogwirkung. Dadurch wird der Abtransport der Flüssigkeit gesteigert und der Druck auf’s Gewebe lässt nach.

Apparative intermittierende Kompression (AIK)

Die Kompression des Gewebes erfolgt hierbei über eine spezielle Manschette, die mit Luft gefüllt wird und so Druck ausübt. Sie erinnert an ein Blutdruckmessgerät – nur in sehr groß. Es passen z.B. beide Beine hinein. Das Anziehen der Manschette macht man auch nicht  zuhause, sondern bei einem Therapeuten. Danach füllen sich nach und nach hintereinander liegende Luftkammern. Gestartet wird an dem Punkt, der am Weitesten vom Herzen entfernt ist – man arbeitet also zum Herzen hin wie bei einer Entspannungsmassage. Nach einiger Zeit lässt der Druck gleichmäßig nach und baut sich nach einem Intervall neu auf.

Liposuktion

Eine Liposuktion ist die einzige Möglichkeit die krankhaft erhöhte Fettzellenmenge zu verringern.

Vorteile:

Nachteile: 

Die Kosten können zwischen 2000€ und 10000€ liegen und werden selten von der Krankenkasse übernommen. Nur bei Stadium 3 gibt es seit Januar 2020 Unterstützung durch die gesetzlichen Krankenkassen. Allerdings gibt es auch hier immer wieder Ausnahmen. Wer auf der sicheren Seite sein will: nachfragen.

Bereiche die für eine Liposuktion beim Lipödem in Frage kommen:

Zusätzlich zu den medizinischen Therapien ist ein gesundes Körpergewicht die effektivste Methode, um ein Lipödem zu bekämpfen. Must Have beim Leben mit Lipödem sind daher: Bewegung und gesunde Ernährung.

WIE KANN SPORT BEI EINEM LIPÖDEM HELFEN?

Wenn du regelmäßig Sport machst, sorgst du nicht nur für einen leistungsfähigeren Körper. Die Bewegung feuert das Lymphsystem an, sodass die Wassereinlagerungen, die den drückenden Schmerz verursachen, ausgeschieden werden. Außerdem wird dein Gewicht gehalten oder Übergewicht abgebaut  – perfekte Voraussetzung um die Lipödembeschwerden in den Griff zu kriegen.

WELCHER SPORT IST GUT FÜR MICH MIT LIPÖDEM?

Bewegung ist bei einem Lipödem das Must have, um Wassereinlagerungen ab- und Kraft aufzubauen. Egal ob du spazieren gehst oder eine Sportart ausübst… mach alles in deinem Tempo und schaue, was dir gut tut. Aber mach es! Denn der Grundsatz ist: egal was, Hauptsache bewegen.

WIE KANN ERNÄHRUNG BEI EINEM LIPÖDEM HELFEN?

Schmerzen können bei einem Lipödem nicht nur aufgrund von Wassereinlagerungen entstehen. Auch schleichende Entzündungen können die Nerven reizen und zu noch stärkeren Wassereinlagerungen führen.

Eine ketogene Ernährung hemmt die Entzündungsprozesse, die bei einer Lipödemerkrankung entstehen können.

Entscheidende Kriterien für eine ketogene Ernährung sind:

Dadurch, dass weniger Kohlenhydrate durch die Nahrung aufgenommen werden, wird auch weniger Wasser im Körper eingelagert. Das bedeutet: weniger Schwellungen und dadurch auch weniger Schmerzen. 

Beim Lipödem-Programm von Foodpunk verzichten wir zusätzlich auf Milchprodukte, da sie bei manchen Menschen zu Entzündungen und Wassereinlagerungen im Körper führen können.

WIE KANN ICH ERKENNEN, OB ICH EIN LIPÖDEM HABE?

Last but not least, haben wir dir einen Fragenkatalog erstellt, bei dem du selbst testen kannst, ob du möglicherweise an einem Lipödem leidest. Falls du vieles davon mit „Ja“ beantworten kannst, vereinbare am Besten einen Termin mit deinem Lymphologen.

Du möchtest deine Ernährung mit kompetenter Unterstützung umstellen und dabei auch noch deine Lipödem-Beschwerden lindern?

Mit einem individuell auf dich zugeschnittenen Ernährungsplan zeigen wir dir, was dir und deinem Körper gut tut. Außerdem gibt es bei unserem Lipödemprogramm noch viele tiefergehende Informationen & wertvolle Tipps und Tricks, wie du dein Leben mit Lipödem durch Sport und Ernährung bestmöglich verbessern kannst.