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Leserfrage: Ist ketogene Ernährung bei Diabetes geeignet.
Um diese Frage zu beantworten, muss man sich zuerst ansehen, welcher Diabetes Typ vorliegt. Handelt es sich um Diabetes Typ 1 oder Diabetes Typ 2?
Diabetes Typ 1 ist eine Autoimmunkrankheit, bei der die Bauchspeicheldrüse der Betroffenen kein oder nur wenig Insulin produzieren kann. Typ 1 Diabetiker sind daher auf Insulinspritzen angewiesen.
Diabetes Typ 2 ist eine chronische Stoffwechselkrankheit, bei der der Glucosespiegel („Zucker“) im Blut erhöht ist. Ursache ist eine Insulinresistenz der Zellen – sie reagieren nicht (oder nur eingeschränkt) auf das Signal von Insulin und lassen den „Zucker“ daher nicht in die Zellen. Um den Blutglucosespiegel zu senken, wird oft das Medikament Metformin verabreicht.
Im weiteren Verlauf der Krankheit nimmt die Bauchspeicheldrüse Schaden und verliert nach und nach die Fähigkeit, Insulin zu produzieren. Dann muss auch ein Typ 2 Diabetiker Insulin spritzen.
Wenn du dich als Diabetiker ketogen ernähren möchtest, spricht auf jeden Fall mit deinem Arzt. Denn höchstwahrscheinlich muss nach einer gewissen Zeit deine Medikation angepasst werden – zum Beispiel die Metformin- oder Insulin-Dosis.
Eine ketogene Ernährung wird dabei helfen den Blutzuckerspiegel konstant niedrig zu halten, sodass die Schäden, die durch den stets erhöhten Blutzuckerspiegel entstehen können, vermieden werden können.
Mit der richtigen Ernährung, idealerweise mit etwas Bewegung kombiniert, kannst du Diabetes Typ 2 im Anfangsstadium wieder rückgängig machen. Der positive Einfluss auf deinen Stoffwechsel gelingt besonders gut, wenn du möglicherweise vorhandenes Übergewicht abbaust. Mit der ketogenen Ernährung lassen sich überschüssige Pfunde ganz besonders leicht abbauen – ohne Heißhunger und ohne Jojo-Effekt. Das verbessert die metabolische Gesundheit ganz enorm (die Gesundheit deines Stoffwechsels).
Sobald der Blutzuckerspiegel konstant niedriger ist, kann und sollte ggf. die Metformin-Dosis nach unten korrigiert werden, damit kein Unterzucker entsteht (Metformin würde den durch ketogene Ernährung ohnehin schon niedrigen Blutzuckerspiegel weiter reduzieren).
Als Diabetiker musst du noch genauer auf deinen Körper hören, als ein Mensch ohne Erkrankung. Achte darauf, dass du nicht durch falsch eingestellte Medikation in den Unterzucker rutschst. Eine gleichmäßige Energieversorgung und eine nur geringe Kohlenhydrataufnahme mit Kohlenhydraten, die vor allem aus ballaststoffreichem Gemüse kommen, sind die erste Basis dafür. Sprich mit deinem Arzt, ob du die Medikamenten-Dosis reduzieren kannst.
Als insulinpflichtiger Diabetiker solltest du besonders vorsichtig an die ketogene Ernährung herangehen. Insulinpflichtig können sowohl Typ 1-, als auch Typ 2-Diabetiker im späteren Krankheitsstadium sein. Als Diabetiker ist dir sicher der Begriff Ketoazidose bekannt. Viele Ärzte werfen die Ketoazidose sogar mit Ketose in einen Topf, was faktisch falsch ist.
Die Ketose ist ein physiologischer (also natürlicher / gesunder) Stoffwechselzustand, bei dem die Menge an Ketonkörpern leicht über den Normalwert erhöht ist. Die Ketose erreicht man durch Fasten oder ketogene Ernährung. In Ketose hat man zum Beispiel Ketonkörperkonzentrationen von 3-6 mmol/l. Beim gesunden Menschen können die Werte nicht weit darüber hinaus ansteigen.
Denn: Insulin ist der Gegenspieler von Ketonkörpern!
Dass Insulin ansteigt, wenn du Zucker isst, weißt du sicherlich. Aber wusstest du, dass auch Ketonkörper Insulin locken? Steigt der Ketonkörperspiegel im Blut, steigt auch der Insulinspiegel. Das Insulin führt dazu, dass ein Teil der Ketonkörper über den Urin ausgeschieden wird. So wird beim gesunden Menschen der Ketonkörperspiegel stets im physiologischen (also gesunden) Bereich gehalten. Er kann nicht höher steigen.
Anders ist das, wenn die Bauchspeicheldrüse kein Insulin mehr produziert. Der Ketonkörperspiegel steigt, aber lockt kein Insulin. Plötzlich hat der Ketonkörperspiegel keine natürliche Grenze mehr, keinen Gegenspieler. Darum kann es bei absolutem Insulinmangel (das heißt, wenn die Bauchspeicheldrüse kein Insulin mehr produzieren kann) zu einer Ketoazidose kommen. Das sind Ketonkörperkonzentrationen von über 25 mmol/l – so hoch, wie sie beim gesunden Menschen niemals werden können.
Darum musst du als insulinpflichtiger Diabetiker nicht nur deine Blutzuckerwerte kontrollieren, sondern auch deine Ketonkörperkonzentration. Deine Insulin-Dosis muss so angepasst sein, dass sie sowohl Blutzucker als auch Ketonkörper reguliert.
Das klingt erst einmal kompliziert – daher informiere dich gut und sprich bitte mit deinem Arzt über die geplante Ernährungsumstellung. Langfristig wirst du auch als insulin-pflichtiger Diabetiker von einer ketogenen Ernährung profitieren – der Blutzucker bleibt konstant niedrig und die Insulindosis lässt sich reduzieren. Für einen moderaten Einstieg empfehle ich, erst einmal eine moderate Low Carb Ernährung (mit 50-100 g Kohlenhydraten pro Tag) und später eine moderate ketogene Ernährung (mit 30-50 g Kohlenhydraten pro Tag) zu testen. Schau einfach mal, wie du dich damit fühlst und wie sich deine Werte verändern.
Schau dir hier das spannende Interview mit Bettina Weiselbach von „Low Carb: Diabetes Typ 2 – nicht mit mir“ an und erfahre mehr von ihrer Erfolgsgeschichte.
Sehr gute Erklärung und klar,Typ 2 Diabetes ist heilbar!
Wenn man weiß welche Folgekrankheiten des Diabetes damit verhindert werden können ( zB Arteriosklerose und Folgekrankheiten,viele entzuendliche Erkrankungen,dementielle Entwicklungen, Anfälligkeit zu Krebserkrankungen..)
hat ketogene Ernährung ein sehr hohes Heil-Potential ..
Danke für den Beitrag . Ich bin seit kurzemDas heist ca. einem Monat in der Ketose . Meine Keton Werte sind zwischen 3 und 6 mmol/L. Ich empfinde das als sehr gut und es geht mir auch gut dabei. Nur meine Blutzucker Werte die steigen oft über 120 mg/ dl. Du hast geschrieben das das ein kompensations Mechanismus des Körpers ist damit man nicht in eine Ketoazidose kommt.
Nur wenn mein Arzt diese Werte sieht stuft der mich als Diabetiker ein drotz meiner hohen Keton Werte. Ich messe im übrigen die beiden Werte über Blutmesgeräte.
Meine Frage ist sinkt der Blutzucker Spiegel irgentwann wieder ? und ist dieser zustand auf dauer gesund? Nicht das ich die negativen Auswirkungen einer Diabetes erfahre, davor wollte ich mich eigentlich schützen und neben bei Fit werden. Die Auswirkung auf das Gehirn ist für mich sehr interesant. Ist eine zu hohe Insulin Konzentration nicht kontra produktiv auf die dauer. Gut es kann nicht viel Zucker im Spiel sein daher muss das Gehirn sich auf die Leber und die Ketone im Blut stützen, sehe ich das einiger mahsen richtig.
Es ist nicht so, dass der Blutzuckerspiegel ansteigt, wenn der Ketonspiegel ansteigt. Der Kompensationsmechanismus ist der Insulinspiegel. Der Anstieg von Insulin durch Ketonkörper ist sehr gering und dient nur der natürlichen Limitation des Ketonkörperspiegels.
Ich hab überall gelesen, das man mit Metformin allein nicht unterzuckern kann. Weil Metformin über die Leber und Darm wirkt. Bitte erklären Sie mir Ihre Meinung dazu. MfG
Meta
Hallo meta, für die genauen (Neben)Wirkungen von Metformin ist ein Arzt der richtige Ansprechpartner.
Hallo,
Ich hätte da mal als Neuling eine Frage bzgl. Ketose und Unterzuckerubg. Man soll ja auch Sport machen, moderater Ausdauersport kurbelt ja bekanntlich den Stoffwechsel an. Da der Körper i n der Ketose ja so gut wie keine KH bekommt und das auch so bleiben soll, Frage ich mich wie das funktioniert wenn man Sport treibt und in die Unterzuckerubg Gerät, was darf und muss man hier zu sich nehmen um die Ketose nicht zu gefährden? Normalerweise esse oder trinke ich dann möglichst einfache kurzkettige KH wie z.b. Gummibärchen oder Orangensaft, wie sieht dass dann mit der Ketose aus, bin ich dann wieder bei Null oder was sollte ich machen damit es wieder bergauf geht mit dem Blutzucker, denn eine Unterzuckerubg ist ja viel schlimmer als eine Überzuckwrung was den Organismus angeht …irgendwie ist das eine Zwickmühle …
Ich habe gestern mal damit angefangen und habe den Insulinbedarf auf 0 senken können das metformi muss ich ggf auch absetzen aber mehr Bewegung würde sich, so mein Gespür, in eben jene Unterzuckerung münden …
Hallo Christian,
in der Ketose ist der Insulinspiegel sehr niedrig, der Blutzuckerspiegel bleibt auf einem konstant niedrigen Niveau. Dabei gewinnt der Körper seine Energie nicht mehr aus dem Zucker im Blut, sondern aus den Ketonkörpern. Um als Diabetiker nicht in eine Unterzuckerung zu fallen, muss unbedingt die Insulinmenge angepasst werden. Des Weiteren sollte eine Umstellung zuvor mit einem Arzt besprochen werden. Als Typ I Diabetiker muss unverzüglich gegen die Unterzuckerung vorgegangen werden, um nicht in die Gefahr einer Ketoazidose zu kommen. Hierbei steht die Ketose im Hintergrund. Als Typ II Diabetiker muss gegebenenfalls die Metformin-Dosis angepasst werden, um nicht in einen Unterzucker zu fallen.
Was ist die beste Art der ketogenen Ernährung für Diabetes Typ 1?
Ich esse nur zweimal am Tag mit 6 Std. Pause dazwischen und 16 Std Intervallfasten.
Ich backe mein eigenes Ketobrot, esse dazu meist Käse, Wurst, Quark,Eier und abends gerne Fisch, Hühnchen, Pute, viel Salat und Gemüse.
Bin so täglich zwischen 30-100g Kohlenhydrate und spritze meist einmal Langzeitinsulin und meine Blutzuckerwerte liegen stabil zwischen 100-160, so dass ich nur abends Insulin spritzen muss.
Ich gehe mal davon aus, dass ich so in keine diabetische Ketoazidose kommen kann?
Am besten besprichst du die Durchführung der ketogenen Ernährung immer mit deinem Arzt. Dieser kann zuverlässiger sicherstellen, dass dein Insulin so gut eingestellt ist, damit du nicht in eine Ketoazidose rutschen kannst.