Ketogene Diät bei Glukose-Transporter-Defekt

Geschrieben von Marina Lommel
2 Minuten Lesezeit
26. August 2015 zuletzt aktualisiert am 25. November 2022 von Annalena Gebhardt

Das Glucosetransporter Typ-1 Defizienz-Syndrom (GLUT1DS) ist eine sehr seltene, autosomal-dominant vererbte, neurometabolische Erkrankung, die 1991 zum ersten mal von De Vivo et. al. im New England Journal of Medicine anhand von 2 Fallberichten als epileptische Enzephalopathie beschrieben wurde. Bei beiden Patienten begannen im Alter von etwa 3 Monaten zerebrale Anfälle, die nicht auf Antikonvulsiva ansprachen. Erstes Indiz für einen Glukosetransporterdefekt war eine ungeklärte Hypoglykorrhachie, bei der das Verhältnis der Glukosekonzentration im Liquor cerebrospinalis zur Blutglukosekonzentration 0,19-0,35 statt des Normalwerts von 0,65 betrug. Die Behandlung mit einer KD führte bei beiden Pati-enten zu einer nahezu normalen neurologischen Entwicklung und Beendigung der Anfälle. (Vivo, D C de et al., 1991)

Verantwortlich für das GLUT1DS sind Mutationen im SLC2A1-Gen, das für den GLUT-1-Transporter codiert. Dieser ist beim Menschen auf der Membran der Erythrozyten und der Gehirnkapillarendothelzellen (Blut-Hirn-Schranke) exprimiert und katalysiert unter anderem den insulinunabhängigen Transport von Glukose. Die häufigsten Mutationen des SCL2A1-Gens sind Punktmutationen, gefolgt von Deletionen, frameshift- und Misssense-Mutationen. Die Tatsache, dass Patienten mit denselben Mutationen nicht immer dieselben Symptome haben, deutet auf zusätzliche Mechanismen wie Histon- oder posttranslationale Modifikationen hin, die möglicherweise zur Pathophysiologie der Erkrankung beitragen. (Nickels K und Wirrell E, 2010; Veggiotti P und Giorgis V de, 2014)

Der durch unausreichenden Glukosetransport in das Gehirn entstehende zerebrale Energiemangel kann durch eine KD teilweise aufgehoben werden, da Ketonkörper unabhängig von GLUT-1 über MCTs aufgenommen werden (s. Abbildung). Da so der Glukosestoffwechsel umgangen werden kann, sind KDs die Therapie der Wahl. Während die KD bei Epilepsie im Jugendalter meist diskontinuiert wird, ist sie bei GLUT1DS eine lebenslange Behandlungsform. (Klepper J, 2012)

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Weiterführende Literatur

Vivo DC de, Trifiletti RR, Jacobson RI, Ronen GM, Behmand RA, Harik SI. 1991. Defective Glucose Transport Across the Blood-Brain Barrier as a Cause of Persistent Hypoglycorrha-chia Seizures and Developmental delay. N Engl J Med, 325(10): 703–709.

Nickels K, Wirrell E. 2010. GLUT1-ous Maximus Epilepticus the Expanding Phenotype of GLUT-1 Mutations and Epilepsy. Neurology, 75(5): 390–391.

Veggiotti P, Giorgis V de. 2014. Dietary Treatments and New Therapeutic Perspective in GLUT1 Deficiency Syndrome. Curr Treat Options Neurol, 16(5): 291.

Klepper J. 2012. GLUT1 Deficiency Syndrome in Clinical Practice. Epilepsy Res, 100(3): 272–277.

Der Artikel wurde geschrieben von

Marina Lommel

Marina gründete Foodpunk nach ihrem Abschluss in Ernährungswissenschaften und ist aktuell CEO des Unternehmens. Während ihres Studiums arbeitete sie in verschiedenen Bereichen, darunter in der Wissenschaftsredaktion beim Radio, Redaktion beim TV und Uni-Wissensmagazin sowie im Labor am DZNE in der Parkinsonforschung. Marina ist außerdem Autorin von 5 ernährungswissenschaftlichen Sachbüchern.

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