Nein, die Ketogene Diät ist keine neumodische Erscheinung zum Abnehmen. Sie ist keine Crash-Diät und kein vorübergehender Trend.
Die Ketogene Diät, kurz KD, wird seit nahezu einhundert Jahren zur Therapie von Epilepsie im Kindes- und Jugendalter angewandt. Bereits im Altertum hatte man festgestellt, dass Fasten die Anfallshäufigkeit bei Epilepsieerkrankten vermindern konnte. Im 5. Jahrhundert vor Christus vermerkte der griechische Arzt Hippokrates in seinen Aufzeichnungen, dass sich der Zustand von Patienten besserte, wenn sie komplett auf Nahrung verzichteten. Dieses Wissen wurde dann aber für lange Zeit nicht genutzt.
Zwei Franzosen entdeckten das Fasten wieder als Behandlungsmethode für Epilepsie.
1911 veröffentlichten die französischen Mediziner Guillaume Guelpa und Auguste Marie eine wissenschaftliche Arbeit über die Wirkung des Nahrungsverzichts bei Epilepsie: „La lutte contre l’épilepsie par la désintoxication et par la rééducation alimentaire“ („Der Kampf gegen die Epilepsie durch Entgiftung/Entzug und Ernährungs-Umerziehung“). Das Fasten konnte man aber nicht unendlich lange beibehalten und sobald man es unterbrach, kamen die Anfälle zurück. Darum suchte man nach einer Methode, mit der man die biochemischen Effekte des Fastens nachahmen konnte, ohne komplett auf Nahrung verzichten zu müssen. 1921 führte der amerikanische Arzt Russell M Wilder an der Mayo Clinic in Minnesota zum ersten Mal eine Ketogene Diät an Patienten im Kindes- und Jugendalter durch. Er war es, der den Begriff „Ketogene Diät“ (engl. ketogenic diet) prägte. Diese Diät führte ebenso wie das Fasten zu einer Anfallsreduktion. Ihr Vorteil war, dass sie die Versorgung des Patienten mit Energie und Nährstoffen möglich machte.
Im Gegensatz zum Fasten konnte die Ketogene Diät dauerhaft beibehalten werden.
Fortan wurde die Ketogene Diät an der Mayo Clinic als reguläre Behandlungsmethode bei Epilepsie im Kindes- und Jugendalter angewandt und verbreitete sich über ganz Amerika. Mit der Entwicklung von Medikamenten gegen Epilepsie (antikonvulsive Medikamente, Antikonvulsiva) insbesondere Phenytoin 1938, trat die KD zunehmend in den Hintergrund und wurde jahrzehntelang nur noch als allerletzte Möglichkeit gesehen. Sie wurde dann eingesetzt, wenn der Patient eine sogenannte pharmakoresistente Epilepsie hatte, also auf gar kein Medikament ansprach.
Seit Mitte der 90er Jahre ist das Interesse an der Ketogenen Diät wieder stark gestiegen.
Dies verdeutlicht ein Blick auf die Studien, die im letzten Jahrhundert zur KD veröffentlicht wurden. Eine Suche in einer großen Datenbank für wissenschaftliche Veröffentlichungen (PubMed), die ich am 11.12.2014 durchgeführt habe, ergab 1287 Treffer. Konkret habe ich nach „ketogenic diet“[Title/Abstract] gesucht, also nach allen Studien, bei denen der Begriff „ketogenic diet“ im Titel oder in der Zusammenfassung auftaucht. Betrachtet man die Verteilung der Studien auf die Jahre 1931-2014 wird deutlich, dass die KD lange Zeit bekannt war, aber erst seit 1995 wieder in den Fokus der Wissenschaft gelangte. Ab diesem Zeitpunkt stieg die Studienanzahl bis heute stark an.Die meisten Studien befassen sich mit der Wirkung der Ketogenen Diät auf Epilepsie, aber auch bei Pyruvatdehydrogenase-Defekt und GLUT-1-Defizienz-Syndrom wird die KD schon länger als Therapie angewandt und studiert. In jüngeren Jahren werden zudem laufend weitere Anwendungsgebiete propagiert: Darunter beispielsweise Metabolisches Syndrom, neurodegenerative Erkrankungen und Krebserkrankungen.
Ist die Ketogene Diät ein Allheilmittel?
Manchmal bekommt man diesen Eindruck. Aber ist da was dran? Damit ihr das beurteilen könnt stelle ich euch in den nächsten Artikeln über Ketogene Diät wissenschaftliche Untersuchungen vor und erläutere die biochemischen Hintergründe dieser Ernährungsform. Was passiert da eigentlich im Stoffwechsel?
Quellen:
Guelpa G, Marie A. 1911. La lutte contre l’épilepsie par la désintoxication et par la rééducation alimentaire. Rev Ther Medico-Chirurgicale, (78): 8–13.
Peterman MG. 1924. The Ketogenic Diet in the Treatment of Epilepsy a Preliminary Report. Am J Dis Child, 28(1): 28-33.
Peterman MG. 1925. The Ketogenic Diet in Epilepsy. JAMA, 84(26): 1979-1983.
Temkin O. 1971. The Falling Sickness. Zweite Aufl. Baltimore: Johns Hopkins University Press.
Wheless JW. 2004. History and Origin of the Ketogenic Diet. In: Stafstrom CE, Rho JM. Epilepsy and the Ketogenic Diet. Erste Aufl. New York: Demos.
Wilder RM. 1921. The effects of ketonemia on the course of epilepsy. Mayo Clin Proc, 2: 307–308.

Dein ketogener Ernährungsplan
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Tolle, informative Seite! Freu mich auf mehr – und es freut mich, dass du unsere „Fachfrauen-Front“ mit LowCarb bzw. KetogenerErnährung aufmöbelst! Wir stehen ja noch ziemlich alleine da 😉
Auf das wir immer mehr werden 🙂
Hallo Du Foodpunk ;-D
der Begriff trifft es ja eigentlich genau wenn man sich LowCarb ernährt 😀 Mann wird von der Gesellschaft ausgeschlossen obwohl man höhere Ziele verfolgt und es eigentlich nur gut meint 😀
Ich bin froh um alles was ich zu diesem Thema finde und finde Deine Seite wirklich toll angelegt, unaufdringlich geschrieben und kann aufgrund Deiner Ausbildung auch mit einem Wissenschaftlichen Hintergrund rechnen ;-D
WEITER SO … ich habe ausser meiner Ernährung zu viel anders zu tun, bin aber froh um alle die sich um dieses Thema bemühen!
Grüße aus Freising
Christian Wolf
Hi Christian,
genau deshalb hab ich diesen Namen gewählt. Man muss sich eine rebellische Haltung zulegen, zumindest innerlich, um das alles durchziehen zu können.
Grüße nach Freising (wo ich studiert und ein paar Jahre gewohnt hab 😉 )
Marina
Möchte dir zu deiner Seite gratulieren. Ich kenn mich auch schon ein wenig aus mit ketogener Ernährung meine Frau und ich sind seit 1,5 Jahren Ketogen. Regina hat 54 kg abgenommen und ich 26 kg in einem Jahr.
Deine Seite ist sehr fachlich und gut veständlich geschrieben, weiter so.
Die beste Entscheidung die wir je machen konnten ist anders zu sein als die anderen 🙂
Werde dir weiterhin folgen.
Liebe Grüße und viel Erfolg
Andi
Hallo Andi,
vielen Dank für das Lob! 🙂
Das ist ja ein wahnsinnig toller Erfolg, den ihr zu verzeichnen habt. Respekt!
Normal kann ja jeder 😉
Liebe Grüße und alles Gute euch beiden,
Marina
Hallo Marina, eine sehr informative Website: Gratulation. Ich werde sie sicherlich noch häufiger als Referenz benutzen.
Ein Hinweis vielleicht zum Anstieg des Forschungsinteresses an der ketogenen Diät seit ca. 1995. Meiner Ansicht nach ist der primäre Grund dafür in „Hollywood“ bzw. im Fall Charlie Abrahams und der hierdurch bewirkten Publicity durch Personen wie Jim Abrahams (Filme wie „Die nackte Kanone“) und Meryl Streep, zu suchen, später dann auch in den durch die CharlieFoundation bereitgestellten (und überwiegend aus „Hollywood“ kommenden) Gelder.
Siehe:
http://www.migraeneinformation.de/molmain/main.php?docid=1570
Nebenbei bin ich auch Evolutionstheoretiker und habe in dem Artikel (gegen Ende) versucht, das sonderbare Verhalten der Ärzte im Fall Charlie Abrahams aus Sicht der Systemischen Evolutionstheorie zu erklären. Den Abschnitt kann man ohne Weiteres überspringen, wenn man sich nur für die Historie der ketogenen Diät interessiert. In diesem Punkt bin ich allerdings der Meinung: Ohne den Fall Charlie Abrahams gäbe es heute womöglich keine ketogene Diät.
Peter
Hallo Peter,
vielen Dank für die Anmerkungen!
Die Geschichte kenne ich und ich habe in meiner ausführlichen Arbeit über „Ketogene Stoffwechsellagen und Ketogene Diäten“ genau diesen Film „First Do No Harm“ als Grund für den Anstieg des Interesses aufgeführt. Für Online-Artikel halte ich mich allerdings lieber kurz. Auch Leser, die sich noch nie tiefer mit der ketogene Diät auseinandergesetzt haben, sollen eingeladen werden mitzulesen. Darum mache ich eine Artikelreihe und veröffentliche die Informationen „häppchenweise“.
Zurzeit ist hinter den Kulissen von Foodpunk sehr viel los. Ich arbeite an einigen größeren Projekten, weshalb die Artikel langsamer kommen. Auch meine Antworten dauern manchmal ein bisschen 😉
Deinen Artikel werde ich mir gleich einmal ansehen.
Viele Grüße,
Marina